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Birgit Rabisch, »Die Schwarze Rosa. Eine Frau in der Weimarer Republik« (März, 2006)



Titel: Die Schwarze Rosa. Eine Frau in der Weimarer Republik

»Paul Schulz hat jetzt die graue Gefängnisfarbe, er gestikuliert nervös und fahrig, aber seine Aussage ist zusammenhängend und konzentriert. (...) Zögernd gesteht er zu, dass Anno Diaboli 1923 auch die Behörden ungesetzliche Maßnahmen getroffen hätten. Und warum haben die Behörden die geheimen Morde nicht verfolgt, warum ließen sie die Akten liegen? Schulz fragt das immer wieder. Die Urteilsbegründung attestiert Schulz, Großes für den Staat geleistet zu haben.«

Diese Sätze stammen aus einem Artikel Carl von Ossietzkys, der am 27.12. 1927 in der Weltbühne zu lesen war. Birgit Rabisch, 1953 in Hamburg geboren, fand diesen Artikel über Fememorde während der Weimarer Republik im Nachlass ihrer Großmutter, die im Juli 1975 verstarb. Bis zu diesem Zeitpunkt war diese Großmutter, Rosa Krause, geborene Klapproth für die Enkelin Bestandteil des Alltags und absolut unverdächtig: »Sie war meine Wärme und meine Sicherheit, mein Essen und Trinken, mein Halt und mein Wegweiser.«

Wer aber war dieser Paul Schulz, über den ein unrühmlicher Zeitungsausschnitt so lange aufbewahrt wurde und in welcher Beziehung standen dieser Mann und Rosa Krause, geborene Klapproth? Diese Fragen versucht Birgit Rabisch so authentisch und ehrlich wie möglich in ihrer Veröffentlichung »Die Schwarze Rosa«, die jüngst im zu Klampen Verlag erschienen ist, zu beantworten. Sie recherchierte dazu sowohl die eigene, persönliche Familiengeschichte als auch die Geschichte der Reichswehr in der Weimarer Republik. »Hätte (...) ich ihr die klassische Frage stellen können, »Was hast du in der Nazizeit gemacht?«, hätte ihre ehrliche Antwort gelautet: »Ich bin Hausfrau und Mutter gewesen. Ich habe mich um meine Kinder und um meine alten Eltern gekümmert, habe auf dem Hof meines Bruders mitgeholfen, dann kam der Krieg, dann kam die Vertreibung.« Ich wäre beruhigt gewesen. (...) Jetzt weiß ich, dass meine Beruhigung völlig fehl am Platz gewesen wäre.«