Webwecker Bielefeld: Buchmesse

Zwischen Grass und Manga (16.03.06 – 19.03.06)





126.000 Besucher zählte man dies Jahr bei der Leipziger Buchmesse. Das seien 17 Prozent mehr als im vergangenen Jahr, heißt es. Und das ist ja nun wirklich beides recht beachtlich, wenn man bedenkt, wie vergleichsweise klein dieses Messegelände ist.


Von Harald Manninga

Wer keine Lust hat, sich das Riesengewusel in Frankfurt anzutun, um einmal eine Buchmesse von Format zu besuchen, ist mit Leipzig sicher auch sehr gut bedient. Zum Beispiel an Prominenz mangelt es nicht unbedingt. Auch wenn Günter Grass dieses Jahr mal nicht aufgetaucht ist, so wäre zum Beispiel Gelegenheit gewesen, Robert Gernhardt persönlich zu begegnen. Jedenfalls beinahe, denn er ist leider vorher schwer krank geworden, wie es bei der Verleihung des »Preises der Leipziger Buchmesse« hieß, wo er als Festredner erwartet wurde. Kurt Biedenkopf hingegen hat am ersten Messetag ein rundes halbes Dutzend an Terminen absolviert, lesend und signierend, Dietmar Schönherr war da, Jürgen Fliege, Else Buschheuer, Arnon Grünberg, Roger Willemsen... Die kulturträchtige TV-Prominenz von Wolfgang Herles (aspekte) über Martin Lüdke (SWR) und Sigrid Löffler (ehem. »Literarisches Quartett«) natürlich ebenfalls.

Nicht prominent genug? – Auch egal, für etwaigen Promiaufmarsch geht man ja vielleicht eh nicht unbedingt auf die Messe. Bei rund 1.300 Lesungen und sonstigen Veranstaltungen im Rahmen der Messe, neben dem allgemeinen Ausstellungsgewusel der Verlage, Druckereien und Sonderschauen, findet man auch sonst Sachen von Interesse.


Bielefeld in Leipzig

Dazu gehörte dies Jahr zum Beispiel eine Lesung der Bielefelder Autorin, Radio-Hertz-Moderatorin, Poetry-Slam-Mitmacherin und frisch examinierten Literaturwissenschaftlerin Anna Bella Heinemann, die aus ihrer ersten Buchveröffentlichung »Hotel Garni – Vorübergehend abgestiegen« las, einem Sammelband von 11 Geschichten von 11 Autoren über das Leben im Hotel. Und das hat man ja nicht ernstlich oft, dass man seine erste Kurzgeschichte auch gleich auf einer großen Messe vorlesen darf, newahr?! Als kleinen Wermutstropfen muss man dann zwar in Kauf nehmen, dass nicht allzuviele Zuhörer kommen, denn ein bisschen was an Prominenz schadet eben doch nicht. Beim nächsten Mal ist das dann sicher schon anders! Allerdings sagt sie selbst, dass sie ihre Veröffentlichungstätigkeit »nicht unbedingt forciert«. Trotzdem gibts demnächst ein Stück von ihr auf WDR 4 zu hören. (Produziert ist das schon, ein Sendetermin steht aber noch nicht fest.)



Anna Bella Heinemann liest auf der Messe

Etwas mehr Prominenz legt da schon der Kriminalkommissar und Krimiautor Norbert Horst auf die Waage. Nach inzwischen dreißig Jahren Dienstzeit weiß der gebürtige Bad Oeynhausener, der auch schon in Bielefeld Dienst geschoben hat und jetzt in Schloss Holte Stukenbrock am Polizeifortbildungsinstitut lehrt, ganz genau, wovon er schreibt. Und das spürt man seinen Romanen um den Kommissar Konstantin Kirchenberg auch an. So sehr, dass er für seinen Erstling »Leichensache« den Friedrich-Glauser-Preis als bester Debütroman und für seinen zweiten Roman »Todesmuster« den Deutschen Krimipreis erhalten hat (der dritte Kirchenberg-Roman ist in Arbeit und erscheint dies Jahr).