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»Kein Anspruch auf Gegenwert« (10.05.2006)





Freerk Huisken: Liefert Gründe für ein Nein gegen Studiengebühren


Am vergangenen Donnerstag las der Bremer Soziologieprofessor Freerk Huisken den neoliberalen »Reformern« der deutschen Hochschulen in einem Vortrag an der Universität Bielefeld auf höchstem Niveau die Leviten. Es ginge ihnen nicht um vernünftigere Forschung und Lehre, vielmehr sollten die Bedingungen für die Geschäftsleute gegenüber der internationalen Konkurrenz verbessert werden. Aber auch so manche, die gegen Studiengebühren, bekamen ihr Fett weg.



Von Mario A. Sarcletti

Etwa drei bis vier Dutzend Studierende kamen am vergangenen Donnerstag in Hörsaal 12 der Universität Bielefeld zusammen, um sich eine wissenschaftlich fundierte, linke Kritik an den »Hochschulreformen im Dienste nationaler Standortkonkurrenz« - so der Titel des Vortrags von Freerk Huisken – anzuhören. Zu dem Vortrag mit dem Bremer Soziologieprofessor hatten die AG Analyse und Kritik und der Allgemeine Studierendenausschuss (AStA) der Uni. Aber ebenso wenig wie gewählte Studierendenvertreter fanden sich Vertreter der Hochschulleitung zu dem Vortrag ein. Dabei hätte er beiden Seiten in der Studiengebührendebatte und der Auseinandersetzung mit dem Hochschulfreiheitsgesetz Denkanstöße liefern können.

Dafür waren einige derjenigen anwesend, die im Februar über einen Monat lang das Rektorat der Uni aus Protest gegen die geplante Einführung von Studiengebühren und die Mitbestimmungsstrukturen an der Hochschule besetzt hatten. Sollten diese erwartet haben, uneingeschränktes Lob von dem Bremer Professor zu erhalten, wurden sie schnell enttäuscht. Denn als erstes nahm sich Freerk Huisken Argumente der Studiengebührengegner vor. »Eine Reihe von Begründungen sind kein Nein«, sagte er in einer Einleitung. So kritisierte er das Argument gegen die Gebühren, dass ihre Einführung in den Uni-Gremien nicht demokratisch beschlossen worden sei, ein Argument, das auch in Bielefeld immer wieder zu hören ist. »Wenn die Gebühren demokratisch beschlossen worden wären, wärt ihr dann dafür«, fragte Huisken seine Zuhörer. Auch bei Steuern werde schließlich niemand gefragt, auch die würden dekretiert.

Die Auseinandersetzung mit den Argumenten der Gebührengegner begründete Huisken mit der Aussage eines Gebührengegners bei einem Vortrag in Hamburg. »Die erste Wortmeldung da war: »Was machst du hier für einen riesigen theoretischen Aufwand. Es geht doch nur um darum, ob man für oder gegen Studiengebühren ist«, erinnerte sich Huisken und machte in der Folge klar, dass es um mehr geht. »Wer sein Nein ernst nimmt, muss sich über die Gründe für deren Einführung klar werden. Ich muss wissen, was die Gründe sind, um mein Nein praktisch werden zu lassen«, sagte er.


»Ekelhafte Tour der Bildungspolitiker«

Auch andere Argumente der Gegner von Studiengebühren kritisierte Huisken. Wenn diese etwa die Gebühren als Fehlkalkulation kritisierten, da sie den Hochschulen weniger Geld bringen als versprochen, sei dies kein Nein zum Prinzip. Das Argument der sozialen Ungerechtigkeit führe zu einer »ekelhaften Tour der Bildungspolitiker«. Die könnten dann entgegnen: »Alle kriegen weniger, warum nicht die Studierenden. Und Besserverdiener sollen sich stärker beteiligen«. An die Gebührenkritiker gerichtet, sagte Huisken: »Ich habe den Vorschlag noch nicht gehört, dass alle mehr kriegen sollen«.