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»Kein Anspruch auf Gegenwert« (Teil 2)



Auch in einem anderen, seinem zentralen Punkt, sparte Huisken nicht mit Kritik an den Gebührengegner. »Das nationalistische Argument „Durch Gebühren fallen auch die Begabten raus, das kann sich Deutschland nicht leisten“, leuchtet auch jedem Bildungspolitiker ein«, sagte Freerk Huisken. Auch die häufig vorgebrachte Kritik, dass die Politik erst die Vermögenssteuer abgeschafft und dann wegen der leeren Kassen Studiengebühren eingeführt hätten, lässt der Bremer Wissenschaftler nicht gelten. »Die Politik macht doch im Moment beides, Reichensteuer und Studiengebühren«, stellte er fest und machte klar, warum er so gegen unausgegorene Argumente der Gegner von Studiengebühren wettert: »Wenn ein Nein falsch begründet wird, folgen daraus falsche Praktiken«.


Aber nicht nur diejenigen, die gegen die Gebühren protestieren, auch die Befürworter von Studiengebühren bekamen ihr Fett weg. Die erzählen gerne die Geschichte vom Studierenden, der durch die Gebühren zum Kunden werde. Freerk Huisken nennt das eine hübsche Vorstellung: »Ist das – gerade nach Einführung der Bachelor-Studiengänge – im Bereich eurer Vorstellung zu sagen: „Nönö, die Vorlesung will ich nicht oder eine Prüfung nach jedem Modul will ich nicht«, fragte er seine Zuhörer, von denen einige in Gelächter ausbrachen. Huisken hält das »Kundenargument« dementsprechend für »eines der dümmsten, das ich kenne«. Wie bei anderen Abgaben oder Steuern habe der Bürger selbstverständlich keinen Anspruch auf Gegenwert. »Der Staat behält sich bei Abgaben und Steuern eben vor, was er damit macht, das ist eine Form der Enteignung«, formulierte Huisken.

Die Studiengebühren seien aber nicht nur ein Abkassieren des Staates. Mit einer »Erpressungslogik« - wer kürzer studiert, zahlt weniger - sollten die Studierenden vielmehr zu mehr Effektivität angetrieben werden. Und je kürzer die Durchlaufzeit in der Uni ist – so heißt Bildung bei Bildungsökonomen -, desto billiger wird die Ausbildung eines Menschen. Zudem kann, wer die Ausbildung früher abgeschlossen hat, dem Arbeitsmarkt länger zur Verfügung stehen. »Und das ist kein bildungspolitisches Argument, sondern ein Standortargument«, betonte Huisken. Er unterstrich auch, dass Studiengebühren, Hochschulfreiheitsgesetz oder andere Vorhaben der »Hochschulreform« keine Projekte »von Hochschulmenschen« seien. »Sie kommen von außen und sollen den Standort attraktiver und effektiver machen«, stellt er fest.


Zwanghafte Konkurrenz

Huisken kritisierte zudem, dass durch Maßnahmen wie die Einführung der Bachelor-/Masterstudiengänge, Drittmittelfinanzierung als Qualitätsmerkmal für Forschung, leistungsbezogene Bezahlung der Hochschullehrer und die Exzellenzinitiative der Konkurrenzkampf innerhalb der Hochschulen und zwischen diesen verstärkt wird. Nach seiner Meinung ist diese Konkurrenz nicht gleich Wettbewerb. Denn wer bei dieser Konkurrenz verliere, könne im Gegensatz zu einem 100-Meter-Lauf nicht noch einmal antreten, erklärte Huisken und kritisierte den »Zwangscharakter« dieser Konkurrenz. Aber auch die Ideologie, dass Wettbewerb zu mehr Leistung führe, verbannte Huisken ins Reich der Legenden. »Wettbewerb führt nicht zu mehr Leistung, sondern nur zu mehr Anstrengung«, hielt er den Hochschulreformern entgegen. Durch deren Aktivitäten würde nur eine Qualifikation an den Hochschulen erhöht: Sich bedingungslos den Anforderungen der Hochschule zu unterwerfen.