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»In kleinen Schritten Hoffnung machen« (05.04.2006)





Rosibel Orellana (links) und Carmen Galvez schilderten die Situation in El Salvdor und Peru mit Hilfe der Übersetzer



Von Manfred Horn

»In kleinen Schritten Hoffnung machen«: So lautete das Motto einer Veranstaltung des Welthauses am vergangenen Mittwoch in der Bürgerwache. In Rahmen eines Besuchsprogramms waren Gäste aus Lateinamerika und Afrika nach Bielefeld gekommen, um über ihre Heimat zu berichten und sich untereinander auszutauschen. Das Besondere daran: Alle Eingeladenen kommen aus Gemeinden und Projekten, mit denen das Welthaus eine Partnerschaft unterhält. Es sind insgesamt 30 Projekte zur Bekämpfung der Armut, gegen Aids, für eine bessere Schul- und Gesundheitsversorgung.

In der Bürgerwache nun saßen vier Repräsentanten auf dem Podium, um über ihre Erfahrungen mit der Globalisierung zu sprechen. Eine geballte und durchaus variierende Stimme aus dem Süden kam den Zuhörern da zu Ohren. So hängte Andrew Osei Takyi, der in Ghana als Berater im Gesundheitswesen tätig ist, Globalisierung an der Kultur auf: »Wenn du deine Kultur verlierst, verlierst du deine Identität«. Die Perspektive ist klar: Die westliche Kultur kommt praktisch seit der Kolonialisierung im 17. Jahrhundert ins Land. Aktuell erlebt Ghana eine Fast-Food-Schwemme, insbesondere Pizzas sind die neueste Ernährungsmode. Takyi macht den Kontrast auf: »Früher haben wir uns von gesunden grünen Blättern ernährt«. Takyi erwähnt auch die Kleidung: Frauen tragen vermehrt ihre Hosen ziemlich weit unten, die Oberteile sind knapp. Eine Mode, die auch in Europa bekannt ist. »Für uns als Ghanaer ist dies aber eine Bekleidung, weil das nichts mit unserem Verständnis von Kultur zu tun hat«. Auch gebe es junge Männer, die sich die Haare auf eine bestimmte Art frisierten, die aussage: »Kümmer dich nicht um deinen scheiß Vater«.


Globalisierung heißt nicht überstülpen

Afrika habe keine Chance, sich in die westliche Welt zu integrieren, sagt Takyi. Denn die komme einfach »und stülpe sich über«. Auch Rosibel Orellana kann der Globalisierung wenig abgewinnen. Insbesondere die auf dem Land lebenden Menschen seien die Verlierer. Denn die produzieren zwar nach wie vor zuvorderst für den eigenen Bedarf. Aber ein Teil der Ernte wird auch auf dem regionalen Markt verkauft. Das Freihandelsabkommen mit den USA sorgt aber für billige Importware. So wird El Salvador mit billigem US-Mais überschwemmt. Für die lokalen Bauern bedeutet dies, dass sie ihre Ware entweder nicht mehr los werden oder so weit mit den Preisen runtergehen müssen, dass sie kaum noch etwas verdienen.

Orellana wohnt in der Gemeinde Guarjila in El Salvador. Die El-Salvador-Gruppe des Welthauses, die bis ins Jahr 1983 zurückgeht, unterhält seit langem Kontakt zu dem Dorf. Nach dem Bürgerkrieg kam es zu Rückansiedlungen. Doch die Dörfer waren zerstört. Guarjila ist so eine Gemeinde. Mit Hilfe von Spenden und später auch EU-Geldern hat die El-Salvador-Gruppe den Bau von Wohnhäusern, die Einrichtung einer Kinderkrippe, einer Bäckerei, einer Tischlerei und ein Gemüsebau-Projekt unterstützt.

Aktuell wird die Gemeinde von einer Fernstraße bedroht, die der Staat plant. Sie würde das Dorf durchschneiden. Etliche Häuser, die mit internationaler Solidarität mühsam errichtet wurden, müssten abgerissen werden. Das Dorf hat nichts von der vierspurigen Straße. Auf ihr würden vor allem Lastwagen von den USA bis nach Panama donnern. Des weiteren plant ›Martinique‹, ein kanadisches Unternehmen, den Abbau von Erzen. »Da kam auf einmal ein Flugzeug und hat die Gegend mit Radar vermessen«, berichtet Orellana. Anschließend wurden die Stellen, die auf dem Radar als erzhaltig bestimmt wurden, markiert. »Niemand hat ihnen eine Genehmigung gegeben«.






Durch das Welthaus finanziert: Die Bäckerei in Guarjila