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»In kleinen Schritten Hoffnung machen« (Teil 2)





Einen Erfolg der Globalisierung sieht Carmen Galvez: Der Export von Menschenrechts-Standards


Doch die Dorfbewohner haben sich schlau gemacht: Sie nahmen Kontakt mit einer Gemeinde in Guatemala auf, wo das Unternehmen bereits Erz abbaut. Dort traten sie wie in Guarjila auf: Sie versprachen Arbeitsplätze. Die Gemeinde aus Guatemala machte aber ganz andere Erfahrungen. Diese dokumentierte sie auf einem Videoband. Dies erhielten die Bewohner Guarjilas – und waren entsetzt. Der Erzabbau kontaminierte das Wasser, so dass es nicht mehr genügend Trinkwasser gab. Die Landschaft war geprägt von tiefen Kratern und riesigen Abraumhalden.

Als dann vor drei Wochen die Bagger der Firma anrückten, hätten rund 4.000 Menschen aus der ganzen Gegend die Straße blockiert, berichtet Orellano. Das Ergebnis war ein Erfolg: Die Kolonne machte kehrt.


Textilen-Import kontrollieren

Nicht überall gibt es Widerstand. Takyi berichtet über eine Schwemme von billiger Second-Hand-Kleidung, die Ghana erlebe. Eine Erfahrung, die auch die lateinamerikanischen Länder in den vergangenen Jahrzehnten gemacht haben. Da kommt tonnenweise ›ropa europea‹ an. Kleidung, die in Westeuropa eingesammelt und dann zu günstigen Preisen in Entwicklungsländern verkauft wird. Für die Händler bleibt bei der Masse dennoch ein Gewinn.

Brenda Oliwa aus Kenia freut sich darüber, dass in ihrem Land nun die Regierung eingegriffen hat. Importierte Textilien, egal ob neu oder gebraucht, würden vom Staat nun mit einem Extra-Zoll belegt, damit die heimische Textilbranche konkurrenzfähig bleibt.

Die Referenten waren sich aber auch einig, dass Globalisierung an sich nichts Schlechtes sei. Positiv wird der Techniktransfer genannt. Carmen Galvez, die am Rand der peruanischen Hauptstadt Lima lebt, erwähnt auch den Prozess gegen den ehemaligen chilenischen Diktator Pinochet: »Dies ist eindeutig ein Erfolg der Globalisierung«. Denn die sorgt auch dafür, dass Werte-Standards wie die Einhaltung der Menschenrechte verstärkt transportiert werden. Die Forderungen in Richtung erster Welt sind eindeutig: Die solle bitte schön mehr von ihrer Macht abgeben. Die Souveränität der Nationen müsse geachtet werden, vor allem die der jeweiligen Wirtschaft und Kultur. Brenda Oliwa brachte es auf die elegante wie auch höfliche Formel: »Die stärkeren wirtschaftlichen Nationen sollten vorsichtiger sein mit ihrem Profitstreben«.

Auseinander gehen die Meinungen, inwieweit die Entwicklungsländer sich in die Globalisierung einbringen sollten. Während Oliwa positiv hervorhob, dass in Ostafrika ähnlich wie mit der Europäischen Union nun auch versucht werde, einen Handelsblock zu etablieren – also durchaus auch ökonomisch ihr Vorbild in westlichen Wirtschaftskonstrukten sehen – betonten andere, vor allem Carmen Galvez und Rosibel Orellana, den Widerstand. Damit wurde von den Referenten ein ganzer Fächer möglicher Umgangsformen mit Globalisierung genannt. Was bei der Veranstaltung allerdings zu kurz kam – weil dafür die Zeit einfach nicht ausreichte – war ein tieferer Blick analytischer Blick. So kamen bei den rund 60 Zuhörern vor allem klare Botschaften an, die für die praktische Solidaritätsarbeit sicher von Bedeutung sind.