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Professorale Studiengebühren (Teil 4)



»Problemfälle im sozialen Bereich«

Darin, dass die Schulden auch für BAföG-Empfänger auf 10.000 Euro begrenzt werden sollen, sieht Rektor Timmermann gar ein Stipendiensystem. Der Prorektor für Lehre, Gerhard Sagerer, sekundierte dem Rektor in der Senatssitzung. »Jede Person, die mehr als 333 Euro BAföG erhält, zahlen keine Cent Gebühren«, lobte er das System. Dass eine Förderung in dieser Höhe die absolute Ausnahme ist, verschwieg er jedoch. Sagerer räumte jedoch ein, »dass wir gewisse Problemfälle im sozialen Bereich haben«. Für diese wolle die Uni aber studentische Hilfskraftstellen schaffen. »Wann sollen wir denn noch mehr arbeiten, wir müssen auch irgendwann schlafen«, brach es da aus einem Zuhörer heraus. Tatsächlich arbeiten bereits heute etwa neunzig Prozent der Studierenden, etwa zwei Drittel auch während des Semesters. Ingo Bowitz verwies darauf, dass die neuen Bachelor- und Masterstudiengänge nicht zulassen würden, dass die Studierenden mehr arbeiten. »Wir verlangen doch jetzt von ihnen, dass sie 40 Stunden pro Woche studieren«, beschrieb er die neue Realität an der Hochschule.

Martin Isbruch befürchtete zudem, dass die Einnahmen aus den Gebühren über Umwege doch in die Forschung und nicht in die Lehre fließen. »Mit den Geldern werden dann die Tutorien bezahlt und die frei werdenden Mittel gehen dann in die Forschung«, beschrieb er das, was seiner Meinung nach »gar nicht geht«. Im Studierendenparlament hatte es ein Mitglied noch drastischer formuliert: »Wir zahlen Gebühren und mit denen werden dann Leute eingestellt, die für die Profs kopieren und ihnen den Arsch auswischen«.

Ähnlich aggressiv waren auch die Töne, die nach der Abstimmung im Senat laut wurden. Zuvor war auch noch ein Antrag eines Mittelbauvertreters abgelehnt worden. Der hatte dafür plädiert, wie der Senat der Universität Köln erst einmal das Gesetz und die Ausführungsbestimmungen abzuwarten. »Warum sollen wir bei den Unis den Vorreiter spielen«, fragte Reimund Anhut. Auch er äußerte Misstrauen gegenüber der Landesregierung und befürchtete ein »Nullsummenspiel«, dass nämlich in Zukunft die Studierenden zahlen, den Universitäten aber doch nicht mehr Geld zur Verfügung steht.


Rektorat besetzt

Aber auch von seinen Argumenten ließen sich die Professoren nicht umstimmen. Nachdem sie ihre Hände für den Rektoratsantrag gehoben hatten, brachen im Audi Max Tumulte los. Eier und Klopapierrollen flogen, ein Student besprühte den Rektor mit Partyschaum, der daraufhin handgreiflich wurde. Etwa 30 Studierende zogen vom Audi Max ins Rektorat und besetzten es. Bis abends debattierten sie dort mit Rektor Timmermann.

Neben dem Thema Studiengebühren war auch wieder die Informationspolitik des Rektors ein Thema. »Ich hatte im Senat eine Entschuldigung für ihr Vorpreschen erwartet«, sagte ein Student. Für die sah der Rektor aber keinen Grund: »Wenn ich etwas für richtig halte, entschuldige ich nicht«, stellte er fest. Sein Amt versteht er offensichtlich anders als die Studierenden. »Wenn mich jemand fragt, dann sage ich ihm die Position des Rektorats«. Ingo Bowitz hatte seine Erwartung an den Rektor im Senat anders beschrieben: »Wir werden in den kommenden Monaten ein Rektorat brauchen, das die Meinung des Senats vertritt und nicht mit eigener Meinung ergänzt«, hatte er mit Blick auf die Umgestaltung der Hochschulen im Land gefordert. Inzwischen hat sich aber der Senat offensichtlich der Meinung des Rektorats angeschlossen.

Seit einer Woche wird nun im Rektorat Basisdemokratie geübt. Arbeitsgruppen befassen sich mit Studiengebühren allgemein, dem Gesetz in NRW im Besonderen und dem Umbau des Bildungssystems unter neoliberalen Vorzeichen. »Wir haben das Rektorat endlich in eine sinnvolle Gedankenwerkstatt umfunktioniert«, freut sich Jean-Andre Flöring, einer der Besetzer.