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Sudaheh Mohafez: »Wüstenhimmel Sternenland« (Januar, 2006)



Titel: Wüstenhimmel Sternenland

»Er ist wieder da.(...) Der Damawand. Der Berg. Die Krone Teherans. Er steht auf dem Wasser, wächst aus ihm heraus zu seinen fast sechstausend Metern Höhe, breitet sich rechts und links über die Ufer der Spree, legt sich auf die Straßen und Häuser, sein weißbedecktes Haupt leuchtet strahlender als die Berliner Abendsonne.«

Ein Esel auf dessen Rücken ein blonder Junge sitzt und eine Spendendose schüttelt, offensichtlich keine Sinnestäuschung, holt die Ich-Erzählerin in die Realität zurück. Suhadeh Mohafez wurde 1963 in Teheran geboren und lebt seit 1970 in Berlin. Die in dem Band „Wüstenhimmmel Sternenland“ vorliegenden sehr poetischen Erzählungen spiegeln äußerst realistische Situationen: da sucht eine Teheraner Hausangestellte ein letztes Mal ihre Arbeitgeberin auf, die sie zuvor fristlos entlassen hat, und fordert damit das absolute Unverständnis und den Zorn ihrer fast erwachsenen Tochter heraus. Da findet eine nächtliche Autofahrt durch die Wüste statt oder ein Festmahl findet statt, gereicht wird Fleisch des gerade geschlachteten Kamels. In den Erzählungen geht es immer wieder um alltägliche patriarchale Gewalt, die Gefühllosigkeit und mangelnde Anteilnahme scheinbar Außenstehender wird thematisiert, unabhängig davon, ob die Geschichte im Iran oder mitten in Berlin spielt.

Gefühlen von Einsamkeit und Verlust, existentieller Angst aber, auch dem ungebrochenen Wille zu leben wird in den träumerischen Erzählungen nachgespürt, die trotz aller Alltagsgewalt sehr sehnsüchtig und hoffnungsfroh sind.

Sudaheh Mohafez, „Wüstenhimmel Sternenland“, Arche, 122 S., 2004
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