Webwecker Bielefeld: steine03

Ein Laster voller Steine (Teil 3)



Damals gab es in der DDR noch auf Privatrechnung wirtschaftende Handwerker und Dienstleister. »Die sind zum Teil reich damit geworden, aber warum auch nicht«, sagt Hofmann. Er erinnert an das Mischwirtschaftskonzept von Anton Ackermann, dass die ersten Jahre Ökonomie in der DDR prägte.



Verharren im Spagat


Ein Kommentar von Manfred Horn

Wahrlich, die PDS ist mit ihrer Geschichte in einer schwierigen Lage: Denn sie muss sich immer auch rechtfertigen, weil Sozialismus als völlig diskreditiert gilt. Das Credo der PDS: Sich selbstbewusst und selbstkritisch zur Vergangenheit bekennen, macht dagegen Sinn – wenn Selbstbewusstsein nicht als Ignoranz, sondern als die Auseinandersetzung mit der eigenen Vergangenheit verstanden wird. Denn niemand kann seine Biographie verleugnen. Wobei das mit der Selbstkritik so eine Sache ist. »Das beherrscht der eine besser und der andere schlechter«, weiß Hofmann aus eigener Erfahrung.

In der Summe befindet sich die PDS in Sachen eigener Geschichte in einem kräftigen Spagat. Folgt man den Ausführungen Hofmanns, gewinnt man den Eindruck: Es ist eine anhaltende Beinspreizung. Hofmann spricht viel von Kritik und Aufarbeitung. Was in den vergangenen 15 Jahren in diese Richtung passiert ist, wird aber nicht wirklich transparent. Fast scheint es so, als habe sich die Parteispitze 1989 entschuldigt, eine Historische Kommission eingesetzt und damit des Themas entledigt.

Die Kommission mag seitdem eine Menge geschrieben und publiziert haben, der breiten Öffentlichkeit blieb dies aber verborgen. Was zum einen an mangelndem Interesse liegt, die Mainstream-Geschichtsschreibung setzt die DDR in ein ebenso knappes wie ausschließlich negatives Licht. Aber auch daran, dass die PDS nicht gerade offensiv mit diesem Thema umgeht.

Nun muss sie den sowieso skeptischen WASGlern aus dem Westen erklären, was da in der DDR los eigentlich war und wo man heute hin will. Viele WASGler haben Angst, die PDS wolle in Wahrheit zurück zu alten DDR-Verhältnissen. Da reicht es nicht aus, zu sagen: Wir sind heute anders. Ungenügend auch der Verweis auf die Parteitage, die manchmal chaotisch ablaufen. Auch andere Parteien hatten solche Chaos-Tage, die Grünen können seit 1999 sogar ein Bielefelder Lied davon singen. Die PDS-Parteitage werden dies nicht für alle Zeiten chaotisch sein – dies ist auch kein gewollter Zustand, sondern bewegten Zeiten geschuldet. Da hilft es auch nicht, dass CDU-Parteitage mit festlichen Einzügen der Spitzenpolitiker eher SED-Parteitagen ähnelten als Parteitage der heutigen PDS.

Die Erfahrung zeigt: Im bundesdeutschen Parteiensystem hat zwar nicht die Partei immer Recht, aber einige in der Partei. Die SPD hatte ihre Zuchtmeister, die Basis wenig zu melden. Strikte Hierarchien sind ein Merkmal aller Parteien. Es ist eben eine Entscheidung, Partei sein zu wollen – außerparlamentarische Opposition eine andere, auch wenn die PDS, bisher vergeblich, beides verbinden will. Hierarchien sind dem Parlamentarismus und vor allem der Mediengesellschaft immanent, um sich Gewicht und Gehör zu schaffen. Nicht umsonst ist die PDS so um Gregor Gysi bemüht.


Der Verweis auf die Anderen hilft nicht

Eine etwas andere Partei oder eine Partei wie alle anderen zu sein, sagt aber nichts über den Umgang mit der Geschichte aus. Da hilft es auch nichts, Vergleiche anzustellen: »Seht her, die SPD äußert sich ja auch nicht zur Novemberrevolution«, oder »Niemand spricht über die politischen Verbrechen, die es bis 1989 in der BRD gegeben hat«. Dies ist irrelevant, wenn es um die eigene Geschichte geht. Es ist vielmehr ein beliebtes Ausweichmuster, durch das (Nicht-)-Verhalten Anderer das Eigene und Eigentliche zu relativieren.