Laudatorin Rena Tangens vom FoeBud rügte zudem, dass diese Daten an die Sponsoren der Fußball-WM weitergegeben werden, unter anderem die Telekom, MC Donalds und Philips. Der niederländische Elektronik-Konzern kann zudem die Fußball-WM für einen Feldversuch nutzen. Denn die Tickets sind mit einem RFID-Chip aus dem Hause Philips versehen, über die Lesegräte in den Stadien, die den Chip berührungslos lesen können, könnten Bewegungsprofile von Stadionbesuchern ohne deren Wissen erstellt werden. Dazu, wie die Kooperation des Elektronikkonzerns mit den Organisatoren des Sportereignisses zustande kam, zitiert Rena Tangens aus einem Interview eines britischen Journalisten mit einem IT-Experten des Weltfußballverbandes. Auf die Frage des Journalisten nach dem Grund des RFID-Einsatzes habe der Experte geantwortet: »Weil Philips unser Sponsor ist«. Mit den WM-Tickets werde die RFID-Technik hoffähig gemacht, kritisiert auch Thilo Weichert vom Unabhängigen Landesdatenschutzzentrum Schleswig-Holstein.
Ein weiterer Big Brother Award ging in diesem Jahr an die Saatgut-Treuhandverwaltungs GmbH in der Kategorie »Wirtschaft«. Das Unternehmen hat nach Meinung der BBA-Jury den Preis für die inquisitorische Ausforschung von Bauern verdient, die verdächtigt werden, »Feldfrüchte aus eigenem Anbau aufzubewahren, und für die Aussaat im nächsten Jahr zu verwenden«. Denn die Treuhand möchte auch dafür Lizenzgebühren kassieren, eine beim Bundessortenamt angemeldete Getreide- oder Feldfruchtart genießt 25 bis 30 Jahre lang Sortenschutz. Im Fall der beliebten Kartoffelsorte »Linda« führte dies dazu, dass die Rechteinhaber sie kurz vor ihrem dreißigsten Geburtstag von der Liste des Bundessortenamtes zurückziehen wollten.
Den Regionalpreis erhielten in diesem Jahr die Grundschule Bünde-Ennigloh, die Sparkasse Herford sowie die Volksbank Bad Oeynhausen. Der Hintergrund ist, dass Kinder, die an der Grundschule eingeschult wurden, Post von den Geldinstituten erhalten haben. Während die Volksbank behauptet, dass die Namen der Schulanfänger mit dem Einverständnis der Eltern weitergegeben worden seien, was Betroffene bestreiten, räumt die Sparkasse nach Angabe von Laudator padeluun ein, dass sie diese durch die »jahrelangen guten Beziehungen zu den Schulen« erhalten habe.
»Der Preis soll eine Mahnung für alle Schulen bundesweit sein, dass aus den Rektoraten, Sekretariaten und seitens der Kollegien keine Daten an die Adressverwerter herausgehen«, sagte padeluun bei der Präsentation der Preisträger. Denn diese Unternehmen scheuen weder Kosten noch Mühen, um an diese Daten heranzukommen. So berichtet padeluun, dass der Dudenverlag ein Bändchen namens »Schülerhilfe« nur gegen Daten kostenlos abgibt. Die werden dann an einen Adresshändler abgegeben. »Die Firma, über die diese Schweinerei läuft, heißt inmediaONE GmbH. Sie sitzt in Gütersloh und gehört natürlich zum Bertelsmann-Konzern«, hat padeluun herausgefunden.
Die Chancen, dass die Mahnung bei den Schulen ankommt, stehen gar nicht so schlecht. Das zeigt auch das Beispiel des BBA-Preisträgers in der Kategorie Regional vom vergangenen Jahr, der Uni Paderborn. Die war wegen der Videoüberwachung von Hörsälen und Rechenzentrum abgestraft worden. Die meisten Kameras mussten deaktiviert werden, weil sich »die Studierenden auf die Hinterbeine« gestellt hätten, wie Rena Tangens Moderator Andreas Liebold am Freitag erzählte. »Einige Kameras mussten auch abgeschaltet werden, weil die Studierenden sie gehackt haben«, berichtete Rena Tangens weiter. So richtig unglücklich wirkte sie darüber nicht.
Alle Laudationes auch die der vergangenen Jahre - sind unter www.bigbrotherawards.de nachzulesen