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Birgit Vanderbeke: »Sweet sixteen« (Oktober, 2005)



Titel: sweet sixteen

»Der erste, der verschwand, war Markus Heuser, genannt Meks. Die Angelegenheit wurde später offiziell als »das Heuser-Phänomen« bekannt. Andere sprachen von »Meksonamie«. Seinerzeit war sie nichts weiter als eine Meldung, die scheinbar über den Lahn-Dill-Kreis nicht hinauskam. »Sechszehnjähriger verschwand am Geburtstag spurlos.« Was war passiert?«

Birgit Vanderbeke, für ihre Erzählung »Das Muschelessen« bekam sie 1990 den Ingeborg-Bachmann-Preis, versucht in ihrer neuen Geschichte »Sweet Sixteen« dem »Heuser-Phänomen« auf die Spur zu kommen. An ihrem 16-jährigem Geburtstag verschwinden mehr und mehr Jugendliche, ihre Handys, die Aufschluss über ihren aktuellen Aufenthalt geben könnten, tauchen, per Post anonym verschickt, bei irgendwelchen Unbeteiligten auf, könnte das ein Zeichen sein? Schnell wird deutlich, dass es sich nicht um ein Verbrechen handelt, denn auf einmal tauchen merkwürdige hellblaue T-shirts mit dem Slogan »Free your mind« auf, ist es nicht ganz normal, dass Jugendliche mal abhauen, wer hat nicht daran gedacht und hat mensch was versäumt, wenn mensch es nicht getan hat?

Mit Witz, Humor und jeder Menge Ironie beschreibt Birgit Vanderbeke wie sich Eltern, Polizei, Presse, sogenannte ErziehungsspezialistInnen und schließlich sogar das Innenministerium auf diese Fälle stürzen, hat die Gesellschaft versagt, entsteht eine neue Sekte oder gar eine terroristische Vereinigung? Alt 68er werden herangezogen, um das Phänomen zu klären oder für das Verschwinden als geistige Anstifter beschuldigt zu werden. Aber jede Generation hat ihre eigenen Ideale und wer versteht als Erwachsener schon 16 jährige? Diese schnelle, kleine, aber feine Geschichte, die sich wie ein Krimi liest, ist ein einziges Lesevergnügen, zudem hintergründig und feinsinnig, ein Buch, das Spaß macht.

Birgit Vanderbeke, Sweet sixteen, S. Fischer Verlag,139 S., Euro, 2005


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