Wallace und Gromit auf der Jagd nach dem RiesenkaninchenVon Harald ManningaAardman-Studios, fünf Jahre später: Nach dem Riesenerfolg von »Chicken Run« kommt man jetzt mit einem abendfüllenden Spielfilm über die Knetgummi-Urgewächse des Hauses heraus. Bisher gibts drei Kurzfilme über den leicht irren Erfinder Wallace und seinen Hund Gromit, der immer hinter ihm die Reste der Katastrophen zusammenkehrt, die die Erfindungen und die Unbekümmertheit von Wallace hinterlassen. Für zwei von diesen Filmen gabs Oscars. Folgte der weltweite Hit über Hühner, die die Flucht aus der Legebatterie planen. Und jetzt also das.
Mit »Chicken Run« hatten Nick Park und seine Helfer es noch vergleichsweise einfach, sich einen langen Film zusammenzukneten, denn die komplett neuen Figuren waren sozusagen unbelastet. »Wallace und Gromit«, in der ersten Konzeption als Abschlussarbeit für Parks Filmstudium entstanden, haben dagegen seit gut 15 Jahren eine eingeschworene Fangemeinde, und die will nicht enttäuscht werden. Wird sie aber auch nicht. Für Neulinge in der Welt von W&G sieht das vielleicht etwas anders aus, aber nicht sehr viel, sehenswert ist der Film allemal.
Wohl zum ersten Mal verdienen Wallace und Gromit mit einer Erfindung echtes Geld: Wallace hat den BV6000 konstruiert, eine Saugemaschine, mit der lästige Nagetiere schonend und nachhaltig aus dem Küchengarten entfernt werden können. Mit ihrer Firma »Anti-Pesto« (pest = engl.: Schädling, Plage) sind sie die Stars der Stadt. Zumal grad jetzt, wo der jährliche Wettbewerb um das dickste Gemüse vor der Tür steht und eigentlich alle Gärten mit Horden von Kaninchen belastet sind. Ein ausgeklügeltes Alarmsystem sorgt jedoch dafür, dass W&G immer schnell zur Stelle sein können, um die Gemüsediebe einzufangen und preiswürdige Möhren, Gurken, Zucchini und Kürbisse vor ihrem Zubiss zu retten.
Nur wohin dann mit den Tieren? In seinem Keller, wo Wallace sie einsperrt, ist schon bald kein Platz mehr. Aber er wäre ja nicht der geniale Erfinder, wenn er nicht auch dafür eine Maschine parat hätte: Eine Gehirnwäsche-Apparatur nämlich, mit der Wallace trotz erschrecktem Kopfschütteln seines treuen Hundes Gromit die Karnickel so umprogrammieren will, dass ihnen die Rohkost unappetitlich wird. Klar, dass das irgendwie nicht gut gehen kann. Der Versuch läuft aus dem Ruder, und von Stund an hat man einen ganz neuen Gegner, mit dem man so nicht gerechnet hat.
Vielleicht am witzigsten sind in diesem Film die kleinen Dinge am Rande. Man erfährt, dass Hund Gromit das Bei-Fuß-Gehen und dergleichen auf der Hundeschule »Dogwarts« gelernt hat, in der Bibliothek des Käseliebhabers Wallace finden sich so Schätzlein wie »East of Edam« und »Fromage to Eternity«, außerdem wimmelt es von liebevoll gemachten Zitaten aus und Anspielungen auf Klassiker des Horrors, von King Kong über Dracula und Frankenstein bis logisch allerlei Werwolf. Denn der Originaltitel verspricht ja einen »were-rabbit«, was sich aber leider nicht entsprechend wirkungsvoll übersetzen lässt, »Werkaninchen« klingt doof.
Allerdings liegt wohl genau hier auch das Kaninchen im Pfeffer, was diesen Film angeht, jedenfalls in der deutsch synchronisierten Version: Die Hälfte oder was an Dingen, die ihn auch in der Übersetzung zu dem machen könnten, was er (abgesehen von der wunderbar umgesetzten Tricktechnik) eigentlich ist, geht in derselben unter. Wobei man sich bei der Übertragung sichtlich mit viel Liebe auch sehr viel Arbeit und Gedanken gemacht hat, man hat sogar manche Schriftzüge auf Maschinenknöpfen und Festtagsbannern entsprechend retuschiert und überschrieben. Aber bei einer Frage wie z.B. »Is was, dog?«, wenn Gromit wieder mal die Stirn in höchst aussagekräftige Falten zieht, streikt das deutsche Gehör, wenn es nicht höchstkonzentriert ist, denn den Unterschied zwischen »dog« und »doc« kanns eben eigentlich nicht.