Inspektion des Abschiebelagers Bramsche (21.09.2005)
Zu einer gewaltfreien Inspektion von Deutschlands größtem Abschiebelager in Bramsche-Hesepe nördlich von Osnabrück rufen das »Komitee für Grundrechte und Demokratie« und das »Anti-Lager-Netzwerk« für den kommenden Samstag auf. Das ehemalige Grenzdurchgangslager bietet als Sammelunterkunft 550 Menschen Platz. Bereits vor einem Jahr war das Lager Ziel einer Demonstration im Rahmen der »Anti-Lager-Action-Tour«. (
WebWecker berichtete).
In dem Lager befinden sich auch viele Minderjährige, für die eine eigene Lagerschule eingerichtet wurde. Aber auch die erwachsenen Insassen der Sammelunterkunft brauchen das Lager eigentlich nicht zu verlassen, sowohl die Bearbeitung ihre Asylanträge als auch Unterstützungsleistungen werden von den Behörden im Lager abgewickelt. »Die Konzeption des Lagers befördert die soziale Isolation der Flüchtlinge und die Ghettoisierung nach außen«, kritisieren deshalb die Veranstalter der Inspektion in ihrem Aufruf.
Dass diese Isolation gewollt ist, gibt auch die niedersächsische Landesregierung zu. Die Unterbringung in Gemeinschaftsunterkünften statt in Kommunen habe den Vorteil, dass sich der »unberechtigte Aufenthalt« nicht verfestige und verlängere, heißt es in einer Begründung für das Lagermodell. Tatsächlich scheint das Modell »erfolgreich« zu sein: Nach Angaben des Anti-Lager-Netzwerks reisten von den 358 im vergangenen Jahr »rückgeführten« Menschen 95 »freiwillig« aus, 55 konnten an aufnahmebereite Drittstaaten überwiesen werden. Der Rest allerdings wurde abgeschoben. Dass die »freiwilligen« Ausreisen in Wahrheit nicht wirklich freiwillig sind, kritisieren die Veranstalter der Inspektion: Vielmehr werde auf die Lagerinsassen massiver Druck ausgeübt, die Bundesrepublik zu verlassen.
Die gewaltfreie Inspektion und Demonstration beginnt am 24. September 2005 um 12 Uhr am Bahnhof in Bramsche-Hesepe. Weitere Informationen unter www.avanti-os.de