»Links und offen« (Teil 4)
Lothar Bisky, Vorsitzender der PDS, ist optimistisch, dass die mit dem Parlaments-Einzug der neuen Linkspartei keine Verschärfung der Hartz-Gesetze im Bundestag mehr möglich ist, egal wer die nächste Regierung stellt. Die Opposition bekommt ohne Zweifel eine Stimme im Bundestag. Aber reicht das, um weiteren Sozialabbau zu verhindern?Das reicht nicht aus. Der Druck muss natürlich auch von der Straße kommen, und in den Parlamenten aufgegriffen werden. Die Gewerkschaften sind für mich eine der großen sozialen Bewegungen, neben anderen wie attac oder Sozialforen. Es ist gut, auch eine Opposition im Bundestag zu haben, die über Möglichkeiten verfügt, Dinge deutlich zu machen. Wir kriegen zur Zeit ja überhaupt nicht mit, was in den Gremien diskutiert wird. Von den Menschen, die dann im Parlament arbeiten, muss es aber eine ganz starke Zusammenarbeit mit den sozialen Bewegungen geben.
Sie kommen aus der Gewerkschaft, einer doch recht institutionalisierten großen sozialen Bewegung. Wie kam der Schritt zustande, in die WASG einzutreten?Die WASG ist die erste Partei, in die ich eingetreten bin. Das zeigt auch eine gewisse Liberalisierung in den Gewerkschaften in den vergangenen 15 Jahren. Davor wäre es kaum möglich gewesen, eine Leitungsposition innerhalb der Gewerkschaften ohne SPD-Parteibuch einzunehmen. Ich komme von der Straße: aus der Friedensbewegung, aus der Frauenbewegung. Ich habe Gewerkschaftsarbeit im Gesundheitskonzern Bethel gemacht, dort die Gewerkschaftsarbeit von der Pike auf entwickelt. Ich mache gerne Entwicklungsarbeit: Da wo etwas neu anfängt, wo man neu gestalten kann, liegt mein Interesse. Als die in den 1980ern die Bunten Grünen in Bielefeld gab, habe ich mich durchaus interessiert. Bei den Grünen fehlte mir aber immer eine klare Ausrichtung zur Arbeitnehmerschaft die habe ich in Einzelpersonen gefunden, nicht aber in der Partei. Nichtsdestotrotz habe ich für die Grünen vier Jahre als sachkundige Bürgerin im Gesundheitsausschuss der Stadt Bielefeld gesessen. Es gab Nähen aber nie so etwas wie: Das ist jetzt meine Sache.
Es gibt aber auch persönliche Gründe für meinen Eintritt in die WASG. Meine Kinder sind erwachsen. Ich habe einen Job, der mir die Möglichkeit gibt, mich politisch weiterzuentwickeln. Ich will die WASG mit entwickeln. Wenn die Partei aber in eine Richtung geht, die nicht mehr meine ist, weiß ich auch, dass ich wieder gehe. Ich will dem Projekt Linkspartei eine Chance geben. Und ich hoffe das tuen viele Menschen in diesem Land. Hinzu kommt die politische Notwendigkeit. Hier spitzt sich eine Entwicklung zu. Etwas, dass wir auch als Gewerkschaftler allein nicht mehr halten, aufgreifen und entwickeln können.