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»Links und offen« (Teil 3)



Sehen Sie die Gefahr einer Spaltung der WASG? Schließlich ist von nicht wenigen WASGlern, auch in Bielefeld, bekannt, dass sie die PDS ablehnen.

Einzelne Menschen verlassen uns, obwohl wir mit ihnen im Gespräch sind und dabei Überzeugungsarbeit leisten müssen. Es ist aber auch ein Moment der Klärung: Wo geht es vor allem inhaltlich hin? Es hat viele gegeben, die haben ihre alte SPD gesucht, oder kamen gar aus Frust von der CDU. Für diejenigen ist die WASG als Linke dann vielleicht doch keine Heimat. Ich persönlich habe keine alte SPD gesucht – ich will mehr. Auf dem Landesparteitag der WASG im Mai gab es rund ein Viertel Gegner mit einer PDS-Zusammenarbeit. In Bielefeld äußern auch ein Viertel der Mitglieder große Bedenken. Einen von ihnen haben wir bewusst in der vergangenen Woche in den Vorstand gewählt.


Historisch und strukturell scheint zumindest die PDS im Osten nicht prädestiniert für die Idee einer offenen Liste. Vielmehr ist wahrscheinlich, dass die PDS von der gemeinsamen linken Liste profitiert. Endlich kann sie das Projekt Aufbau West gestalten und junges Blut in die doch recht vergreiste Partei bekommen. Besteht der WASG ein ähnliches Schicksal bevor wie Bündnis 90 bei den Grünen, nämlich zu einem bloßen Namens-Anhängsel zu werden?

Das glaube ich nicht. Wir sind schon jetzt die stärkere Kraft in Nordrhein-Westfalen, auch in Bielefeld. Ich denke wir haben hier im Westen jetzt schon mehr Mitglieder als die PDS. Ich kann allerdings nicht in die Zukunft schauen. Ich bin bewusst nicht in die PDS eingetreten, weil ich glaube, dass eine Partei mit dieser Vergangenheit, die ihr anhaftet, in Westdeutschland wenig Chancen hat. So gesehen sind die Genossen in der PDS auch ein gutes Stück auf uns angewiesen. Es ist für die Linke eine Chance, Fuß zu fassen. Die Gespräche mit der PDS laufen, ich weiß nicht, wo sie hinführen. Ich jedenfalls bin nicht bereit, als Anhängsel der PDS zu arbeiten. Die WASG muss und wird ihre eigene Haltung schon deutlich machen.


Sie sagen, alte Sozialdemokraten würden in der WASG keine neue Heimat finden. Aber finden Gewerkschafter in der WASG eine neue Heimat? Der IG Metall-Bezirk NRW und der Bezirk Küste haben schon klipp und klar eine Wahlempfehlung für die SPD abgegeben. Der DGB-Vorsitzende Michael Sommer grenzt sich von der WASG ab. Es scheint so, als ob Teile der Gewerkschaften dahin zurückrudern, wo sie jahrzehntelang waren: An die Seite der SPD.

Ich erlebe das anders. So gibt es in ver.di inzwischen eine organisierte Linke. Die Gewerkschaften tuen gut daran, keine Wahlaufrufe zu machen. Ich hoffe, auch ver.di wird dies nicht tun, aber die Tradition der Wahlprüfsteine in eigenen Veranstaltungen wieder beleben. Wir stellen uns dem sicher gern. Ich weiß aber, dass es große Unterschiede innerhalb der Gewerkschaften gibt.


Es ist schon auffällig, wenn Sommer sich abgrenzt. Vor allem deshalb, weil die Position vieler Einzelgewerkschaften sich nun in den Forderungen der WASG wieder finden. Das müsste doch eigentlich positiv registriert werden. Wie erklären Sie also die Aufrufe Pro-SPD?

Mit alten Traditionen. Michael Sommer hat eine große Nähe zur SPD,und ist sicher auch noch Mitglied. Ein Großteil der Gewerkschaftsführungen ist Mitglied in der SPD. Nichtsdestotrotz weiß ich, dass es eine Menge Gewerkschafter gibt, die der WASG gegenüber sehr offen sind und andere die WASG persönlich unterstützen. Ich bin sicher, dass wir ein hohes Wählerpotenzial in den Gewerkschaften haben.