Webwecker Bielefeld: stelze02

»Links und offen« (Teil 2)



Die WASG ist in der Öffentlichkeit die Partei, die sich für entschiedene Korrekturen an Hartz IV, für eine sozialere Politik, einsetzt. Ist die WASG eine Ein-Punkt-Partei?

Aus der sozialen Bewegung um dieProblematik mit den Hartz-Gesetzen ist sie entstanden. Als solche wird sie nach außen dargestellt – und auch wirken. Ich hoffe, die WASG bekommt die Chance, auch anderen Politikfeldern fachlich zu besetzen und alternative Haltungen zu entwickeln. Es gibt gute Ansätze, die im Wahlmanifest zur Bundestagswahl verdeutlicht sind. Aber es ist auch richtig, die Fragen der Schaffung von Arbeit, Umverteilung und sozialer Gerechtigkeit in den Vordergrund zu stellen. Schließlich sind das die zentralen Probleme der gegenwärtigen Gesellschaft.


Die Grünen sagen, eine Partei, die am rechten Rand Stimmen sammelt, könne gar nicht links sein. Wie charakterisieren Sie die WASG?

Ich sammle nicht am rechten Rand. Äußerst ungeschickte Äußerungen von Oskar Lafontaine sind nicht meine Sache. Ich erlebe nicht, dass die WASG sich auf den rechten Rand fokussiert. Aber ich sage: Ich finde es wichtig, mit Jugendlichen, die aus Unwissenheit an den rechten Rand gerückt sind, in Kontakt zu bleiben und mit ihnen zu arbeiten. Das sage ich auch aus meinem Verständnis als Bildungsarbeiterin heraus.


Ist das tatsächlich nur eine ungeschickte Äußerung von Lafontaine gewesen? Der Napoleon von der Saar ist schon seit Jahrzehnten für Parolen bekannt, die nicht gerade als migrantenfreundlich gewertet werden können. Welche Rolle hat Lafontaine in der WASG?

Unter Anderem hat er uns in die Presse gebracht. Wir haben das Gegenteil zuvor bei NRW-Landtagswahl erlebt. Da waren wir nicht in den Medien. Mich macht das auch ein wenig traurig, dass man solche Köpfe braucht, um öffentlich wahrgenommen zu werden. Lafontaine hat viele Anhänger. Andererseits gibt es auch viele, die Bedenken äußern. Ich hoffe, er macht eine gute Arbeit. Wichtig ist mir besonders, dass er verlässlich bleibt. Ich werde ihn kritisch beobachten.


Die kritische Beobachtung in Ehren, aber ist es nicht möglich, dass Gregor Gysi wegen seiner angeschlagenen Gesundheit und Lafontaine aus anderen Gründen den Bundestag nach einem Jahr wieder verlassen?

Deswegen kandidieren auch noch andere Menschen auf den Listen. Die WASG beziehungsweise die neue Linkspartei wird sich nicht nur auf diese Zugpferde verlassen – zumal sie doch sehr männlich sind und ich mir auch die weibliche Präsens in dieser Partei wünsche.


Sie erwähnen die mehr oder weniger freiwillige Zusammenarbeit von WASG und PDS. Nun hat die WASG in Berlin in der vergangenen Woche bereits angekündigt, bei der nächsten Senatswahl eigenständig antreten zu wollen – und damit gegen die PDS und deren verhartzter Regierungspolitik. Welche Zukunft geben Sie dem Bündnis aus WASG und PDS?

Ich sehe Chancen für ein linkes, offenes Bündnis – und dazu gehört die PDS. Ich freue mich auf eine inhaltliche Auseinandersetzung. Und ich würde mich freuen, wenn ein linkes Bündnis in diesem Land eine ernsthafte Chance hat. Dazu will ich meinen Teil beitragen. Ich sehe die Kritik an der PDS als berechtigt an, gerade in Berlin. Ich kann die Kollegen dort gut verstehen. Dennoch halte ich es für spannend, für die Perspektive einer linken Politik die inhaltliche Auseinandersetzung zu suchen und zu führen. Ich stehe allerdings für eine offene Lösung – also nicht nur eine PDS-Liste.