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»Links und offen« (13.07.2005)
Brigitte Stelze: »Der Druck muss auch von der Straße kommen«
Brigitte Stelze ist seit kurzem Mitglied der WASG (Wahlalternative Arbeit und Soziale Gerechtigkeit). Die Leiterin des ver.di Bildungshauses Das Bunte Haus in Bielefeld-Sennestadt wurde beim Landesparteitag der WASG im Juni auf Platz 8 der Landesliste gewählt. Eine gemeinsame Liste der PDS und WASG zur Bundestagswahl steht allerdings noch aus.
Die 52-Jährige lebt seit 30 Jahren in Bielefeld, das Bunte Haus leitet sie seit 2001. Nach einer hauswirtschaftlichen Ausbildung, dem Abitur auf dem zweiten Bildungsweg und einem Studium der Sozialpädagogik arbeitete sie mehr als 20 Jahre in den von Bodelschwinghschen Anstalten im Krankenhaus Gilead. Dort baute sie gewerkschaftliche Betriebsarbeit mit auf und war Vertrauensfrau und später Mitarbeitervertreterin. Heute leitet sie die gewerkschaftliche Bildungstätte mit den inhaltlichen Schwerpunkten Sozial- und Gesundheitspolitik. Daneben arbeitet sie auch als ausgebildeter Coach für Gremien und Einzelpersonen.
Verwurzelt ist sie in außerparlamentarischen Bewegungen: So ging sie für das erste Bielefelder Frauenzentrum auf die Straße und gegen den §218; sie war und ist aktive Atomkraftgegnerin. Nach dem Interview geht sie erst mal eine runde mit ihrem Hund Big spazieren, der seinen Namen trägt, weil er so klein ist.
Brigitte Stelze nimmt in dem WebWecker-Interview Stellung zur Entwicklung der WASG. Auch antwortet sie auf heikle Fragen wie die nach der Rolle Oskar Lafontaines. Sie sieht durchaus großes Potenzial für eine Linkspartei, wünscht sich diese allerdings als offene Partei. Berührungsängste zur PDS hat sie nicht, sucht hier aber die inhaltliche Auseinandersetzung. Schließlich beantwortet sie die Frage, warum nach 35 Jahren politischer Arbeit in sozialen Bewegungen nun der erste Parteieintritt in ihrem Leben fällig war.
Interview: Manfred Horn
WebWecker:
Das Wirtschaftskonzept der WASG ist ein alter Hut: Der Staat soll ran und als Impulsgeber für mehr Arbeitsplätze und Kaufkraft auftreten. Ein keynesianischer Ansatz der 1970er Jahre. Ein bisschen wenig und auch ein bisschen wenig innovativ und zeitgemäß.
Brigitte Stelze:
Der keynesianischer Ansatz ist gut und weiter zu entwickeln. Der öffentliche Bereich und die Absicherung der Daseinsvorsorge kann mehr als ein Impulsgeber für die Schaffung von Arbeitsplätzen sein. Neoliberale Politik führt uns hingegen nicht weiter.
Für die WASG steht die Arbeit im Vordergrund. Ist dies nicht ein Paradox, angesichts dessen, dass es immer weniger Arbeit gibt? Ginge es nicht eher um ein Grundeinkommen für alle, ohne dass daran Gegenleistungen geknüpft sind?
Arbeit ist eine zentrale Frage. Es gäbe genug Arbeit für alle, wenn sie anders verteilt würde. So hat zum Beispiel der Bereich Gesundheitswirtschaft auch in der Zukunft nachweislich einen hohen Arbeitskräftebedarf. Ein entscheidender Schritt bei der Neuverteilung von Arbeit ist die Arbeitszeitverkürzung. Gleichzeitig müssen wir die Schaffung von Arbeitsplätzen besser absichern. Die Sicherung von Grundeinkommen und Umverteilung der Arbeit sind beides zentrale Punkte, die ich nicht gegeneinander stelle.
»Links und offen« (Teil 2)
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