Schröder wirft sich auf den Markt (Teil 5)
Frei Otto, Verfolgter des Nazi-Regimes und der Architekt des zur Völkerverständigung erbauten Olympiastadions, sagte kürzlich: »Man kann das freie Gespräch nicht bauen, aber mit baulichen Mitteln möglich machen«. Otto plädiert für Leichtigkeit statt Gewalt, wollte Segel, Zelte und Transparenz. Das permanente Provisorium, die offene Fläche. Nur dort kann Demokratie gelebt werden. Die neuen Tempel hingegen haben nur noch einen Zweck: Beten. Transzendenz hat Konjunktur »Wir sind der Papst« titelte die Bild und die Unternehmen machen Kasse. Ein offene Dialog nicht mehr vorgesehen. Das alte Rom ist zurück, im Namen der Allianz, einem Profiteuer des Nationalsozialismus, und vieler anderer Unternehmen, die nicht mehr nur den Erlebnisraum Bundesliga, sondern längst die Politik bestimmen. Weniger Brot und mehr Spiele, lautet das Credo. Dies aber ist nicht die Weiterentwicklung von Demokratie, sondern deren Ende.