»Der Sozialstaat ist die Lösung, nicht das Problem« (16.05.2005)
Günter Garbrecht ist Werkzeugmacher. Schon früh stieg er in die Politik ein: So war er bereits 1970 Sekretär der Falken im Bezirk OWL. Bereits seit 1965 ist er in der IG Metall. Seit 1973 ist er Mitglied der SPD, seit 1989 ist er Mitglied im Stadtrat Bielefeld. Seit 2000 ist er Abgeordneter des Landtags in Düsseldorf. Er tritt im Wahlkreis 92 an.
Für Garbrecht sind soziale Gerechtigkeit und Freiheit die »entscheidenen Grundwerte unserer Gesellschaft«. Menschen in den Betrieben und in der Gesellschaft müssten sich auf Augenhöhe begegnen können. Aktuell werde der Sozialstaat nicht ab- sondern umgebaut, sagt Garbrecht. Eine Arbeitsmarktreform schaffe noch keine Arbeitsplätze. Aber Garbrecht ist sich sicher, dass in zehn Jahren Vollbeschäftigung herrscht: »Denn die Jungen werden weniger und die Alten mehr«. Lesen Sie seinen Beitrag, der dem WebWecker in Form eines Interviews zur Verfügung gestellt wurde.Mit dem Beitrag von Günter Garbrecht setzt der WebWecker seine Kolumen von KandidatInnen zur Landtagswahl fort. Weitere Informationen im
Schwerpunkt Ein Beitrag von Günter GarbrechtAuf den Wahlplakaten im Stadtbild präsentieren Sie sich als echt, gerecht, Garbrecht. Ist das nur ein Wortspiel...?Garbrecht: Das ist natürlich ein Wortspiel, aber eines mit Substanz, denn es kennzeichnet mich schon ein Stück weit.
Also gut, was an Ihnen ist echt?Ich bin echt in dem Sinne, dass ich nur schwer auf Kommando ein freundliches Lächeln produzieren kann, wenn mir gar nicht danach ist, ich denke ich bin eher geradlinig als stromlinienförmig, manchmal ungeduldig, offen und direkt. Meine Kantigkeit wird leider gelegentlich mit Unfreundlichkeit verwechselt.
Ein weicher Kern in einer harten Verpackung? Das könnte man so bezeichnen.
Hat das auch etwas mit ihrer Sehnsucht nach Gerechtigkeit zu tun?Die prägt in der Tat nachdrücklich meine Persönlichkeit und das, was ich politisch will. Für mich sind soziale Gerechtigkeit und Freiheit die entscheidenden Grundwerte unserer Gesellschaft. Die Menschen in den Betrieben und in der Gesellschaft müssen sich auf Augenhöhe begegnen können. Das heißt, dass jeder das Recht auf eine Chance hat. Jugendliche brauchen einen Ausbildungsplatz, damit sie einen ordentlichen Start ins Leben hinlegen können, Ältere dürfen nicht aufs Abstellgleis geschoben werden, nur weil das angeblich gut für die Wirtschaft ist, die Schwächeren haben nach wie vor ein Recht auf Unterstützung durch die Starken. Bei der Verwirklichung dieser Ziele ist der Sozialstaat nicht das Problem, sondern die Lösung des Problems, denn die Menschen brauchen einen verlässlichen Anker. Erst wenn sie wissen, dass sie die Gemeinschaft im Zweifelsfall auffängt, sind sie bereit Risiken einzugehen. Davon profitieren dann wieder alle.
Hört sich gut an, aber viele Menschen haben derzeit das Gefühl, dass sie dabei sind, den Sozialstaat abzubauen.Wir bauen ihn ganz bestimmt nicht ab, aber wir bauen ihn um, damit er auch in Zukunft seine Aufgabe erfüllen kann. Natürlich bin auch ich mir klar darüber, dass eine Arbeitsmarktreform noch keine Arbeitsplätze schafft. Aber ich halte an meiner Vision der Vollbeschäftigung fest. Deren Verwirklichung liegt nicht einmal in utopischer Zukunft. In zehn Jahren, da bin ich sicher, wird jeder gebraucht, denn die Jungen werden weniger und die Alten mehr.