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Kostenpflichtige Dienstleistung (06.04.2005)



Die Deutschkurse an der Universität Bielefeld für ausländische Studienbewerber sollen ab dem Wintersemester Geld kosten. Das Rektorat begründet das damit, dass die Kursteilnehmer eben noch keine Studierenden sind. Kritiker befürchten, dass die Zahl ausländischer Studierender an der Universität sinken könnte.


Von Mario A. Sarcletti

Die Pläne des Rektorats für die Einführung von Gebühren für die Deutschkurse, die ausländische Studienbewerber auf die obligatorische »Deutsche Sprachprüfung für den Hochschulzugang« (DSH) vorbereiten, sorgen seit einigen Wochen für Unruhe unter den internationalen Studierenden. »Alle sprechen darüber und alle finden die Idee schlecht«, beschreibt Amiran Gabunian, Mitglied des Internationalen Studierendenrates, die Haltung seiner Kommilitonen.

Seit ihrer Einführung 1981, damals hieß die Prüfung noch PNdS, waren die Kurse kostenfrei. Bis zum Jahr 2000 haben mehr als 1600 Studienbewerber die Kurse besucht. Nach einem Einstufungstest erhielten diejenigen von ihnen, deren Sprachniveau über dem »Zertifikat Deutsch als Fremdsprache« lag, die Möglichkeit sich in einem Kurs mit einer Dauer von drei Wochen, einem oder zwei Semestern auf die Prüfung vorbereiten. Die ist Voraussetzung für die Einschreibung an einer deutschen Hochschule. Der Vorteil der Kurse für die Universität ist, dass die meisten Kursteilnehmer ihr auch danach die Treue halten. »Wenn sie ein bis zwei Semester diese Kurse besucht hatten, vielleicht einen Wohnheimplatz hatten und schon mal in die Fächer hineingeschnuppert haben, war der Anreiz größer, auch das Studium in Bielefeld aufzunehmen«, erklärt Fritz Neubauer.

Er hat die Kurse jahrzehntelang koordiniert und immer wieder dafür gekämpft, dass sie für die Teilnehmer kostenlos sind. Sein Hauptargument war immer, »wie wichtig diese Kurse für die Internationalisierung der Universität seien und dass ein Abgehen davon möglicherweise dazu führen könnte, dass es weniger ausländische Studierende an dieser Universität gibt«, erzählt Neubauer. Unterstützt wurde seine Argumentation immer wieder durch Anmerkungen in den Bewerbungsunterlagen von Seiten der Studienbewerber: »Da konnte man immer wieder lesen: Es gibt Deutschkurse an der Universität Bielefeld, für die man nicht bezahlen muss, deshalb möchte ich in Bielefeld studieren«, erinnert sich Neubauer.

Gerhard Sagerer, Prorektor für Lehre der Universität, sieht jedoch keine Alternativen zur Einführung der Gebühren von etwa fünf Euro pro Stunde. »Diese Kurse sind keine Veranstaltungen für Studierende der Universität Bielefeld, sondern das ist eine Dienstleistung für ausländische Studierende, die noch nicht an einer deutschen Hochschule immatrikuliert sind«, erklärt er den Hintergrund der Gebühren. Man sei unter Zugzwang geraten, sagt Sagerer. »Weil wir im Endeffekt für die Studierenden da sind«, fügt er hinzu. Die Universität Bielefeld sei letztlich ein Opfer des Erfolgs der Kurse geworden, die Zahl der Kursteilnehmer in den letzten Jahren stetig gewachsen. »Durch den Erfolg hätten wir ein Finanzierungsproblem bekommen«, vermutet Sagerer.

Auch Fritz Neubauer sieht einen gewissen Druck auf die Hochschule. »Es ließ sich jetzt wohl nicht mehr vermeiden, vor allem, weil wir eine der letzten Unis sind, die noch nicht ein solches Modell eingeführt haben«, glaubt Neubauer. Er erläutert was »ein solches Modell« bedeutet. »An anderen Hochschulen wurden Vereine oder Gesellschaften gegründet nur um zu verschleiern, dass die Kurse ausgelagert wurden«, kritisiert er. Ausgelagert heißt, dass die Kurse an private Anbieter vergeben wurden.