Diese Auslagerung konnte in Bielefeld verhindert werden, wie bisher fallen die Kurse in die Verantwortung des Lehr- und Forschungsgebietes Deutsch als Fremdsprache (DaF) an der Fakultät für Linguistik und Literaturwissenschaft. »Die Qualität wird nach wie vor durch das Fach Deutsch als Fremdsprache garantiert«, begründet Gerhard Sagerer die Entscheidung gegen das »Outsourcing«. Fritz Neubauer nennt aber auch noch andere Gründe, die gegen eine Auslagerung sprachen. »Ein Grund ist ein eigennütziger: Für die DaF-Studierenden ist es wichtig, dass sie Zugang zu den Kursen haben, damit sie da das vorgeschriebene Praktikum ableisten können«, erklärt Neubauer.
Vor allem für die vielen DaF-Studierenden, deren Muttersprache nicht Deutsch ist, sei die Praktikumsmöglichkeit in den DSH-Kursen unverzichtbar. »Wenn sie einen chinesischen DaF-Studenten aus Bielefeld nach Frankreich schicken wollen, werden die Franzosen mit Recht annehmen, dass wir verrückt sind. Denn die wollen natürlich einen Deutsch-Muttersprachler haben«, beschreibt Fritz Neubauer seine langjährigen Erfahrungen. Es sei aber auch schwierig, die Studierenden für ein Praktikum für ein paar Wochen in ihr Herkunftsland zu schicken, fügt er hinzu.
Aber auch für die Deutsch-Muttersprachler sei die Praktikumsmöglichkeit in relativ kleinen Gruppen in vertrauter Umgebung sinnvoll, selbst wenn viele später noch ein zusätzliches Auslandspraktikum machen. »Als Vorvorbereitung« für andere Praktika seien die DSH-Kurse wichtig, so Neubauer. Für die Kursteilnehmer sei es wiederum von Vorteil, dass die Kurse von einer Institution ausgerichtet würden, die keine Gewinne erwirtschaften darf, »damit sie nicht mit ihrem Kursbeitrag die Einkommen von irgendwelchen Direktoren von privaten Sprachschulen finanzieren«, findet Fritz Neubauer, der froh ist, die »bewährten Strukturen hinübergerettet« zu haben.
Die Teilnehmerzahlen der gebührenpflichtigen Kurse an anderen Hochschulen haben seine Sorge etwas vermindert, dass die Kursbeiträge Studienbewerber abschrecken könnten. »Auch an Universitäten, die nicht so berühmt sind wie Heidelberg, sind die Zahlen nicht zurückgegangen« hat Neubauer herausgefunden. Auch Prorektor Sagerer glaubt nicht, dass die Gebühren zu einem Rückgang der Teilnehmerzahlen und damit der internationalen Studierenden an der Hochschule führt. »Ich glaube, dass gerade für diese Art von Kursen eine Struktur, wie sie die Universität Bielefeld als mittelgroße Hochschule, die nicht in einer Großstadt liegt, bietet, auch eine attraktive Situation darstellt«, zeigt er sich selbstbewusst.
Der Georgier Amiran Gabunian, der vor dem Einstufungstest »richtig gebüffelt hat um in den Kurs reinzukommen«, hätte sich aber wahrscheinlich gegen Bielefeld als Studienort entschieden. »Wenn die Kurse in Bielefeld kostenpflichtig gewesen wären, würde ich wahrscheinlich in Heidelberg studieren«, sagt er. »Die Universität dort ist im Ausland einfach berühmter«, erläutert er.
Wie sich die Entscheidung des Rektorats auf die Zahl der Kursteilnehmer auswirkt, will das Rektorat genau beobachten und im Februar in der Lehrkommission diskutieren. Die hatte zudem die Empfehlung ausgesprochen über Unterstützungsmöglichkeiten für Studienbewerber nachzudenken, die sich die Gebühren nicht leisten können. Denn zukünftig kostet der dreiwöchige Kurs 300 Euro, der für ein Semester schlägt gar mit 1500 Euro zu Buche. »Wir werden der Lehrkommission folgen und eine Arbeitsgruppe einsetzen, die ein Unterstützungs-Anreiz-Modell für diese Kurse beschließen wird«, verspricht Gerhard Sagerer. Amiran Gabunian und der Internationale Studierendenrat werden die Entwicklung genau beobachten.