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Globalisierung in der Fußgängerzone (13.04.2005)





Es ist nicht alles Gold, was glänzt: Dies gilt auch für das Leben von Bohnen




Anlässlich der Aktionswoche der Welthandelskampagne »Gerechtigkeit jetzt« thematisierte eine alternative Stadtführung des Welthauses am Dienstag die Globalisierung und ihre Auswirkungen. Dass die Führung zu Bielefelder Geschäften führte, in denen fast jeder schon einmal einkaufen war, machte die Folgen unseres Konsums für Beschäftigte in den Entwicklungsländern anschaulich.


Von Mario A. Sarcletti

»Wir möchten euch heute etwas über Globalisierung erzählen«, kündigt Felix von JANUN, dem Jugendumweltnetzwerk Niedersachsen, zu Beginn der alternativen Stadtführung an. »Es geht um bestimmte Marken und was die Firmen mit ihrer Produktionspolitik anrichten«, verspricht das Mitglied des Projekts KonsuMensch.

Den ersten Stopp legen Felix und seine Kolleginnen Patricia und Lena vor einem Geschäft für Sportschuhe in der Bahnhofstraße ein. »Na, woher kommen denn eure Turnschuhe«, fragen sie die Teilnehmer der Führung. Die schauen in ihr Schuhwerk: »China, Indonesien«, sind die Antworten. »Genau, Schuhe für Europa werden in Asien hergestellt, die für die USA in Südamerika«, erklärt Felix den Zuhörern und stellt gleich die nächste Frage: »Und wer bekommt was vom Turnschuh?«.

Seine Kollegin Lena hat Puzzleteile in der Hand. »Nehmen wir einmal an, ein Paar Schuhe kostet 100 Euro. Wer bekommt hier das größte Teil, also 50 Euro«, fragt sie in die Runde. Ein Teilnehmer vermutet: »Der Händler«. Für die richtige Antwort darf er das Puzzleteil auf den Boden legen. Weitere Fragen und Puzzleteile folgen, bis ein kompletter Turnschuh zu sehen ist. Beziehungsweise ein fast kompletter, denn nachdem die elf Euro für die Produktentwicklung, neun Euro für Werbung, acht Euro für Material, fünf Euro für Transport und Steuern und vier Euro für Sonstiges an den Schuh angelegt wurden, fehlt immer noch ein winziges Stückchen, genau 0,4 Prozent oder 40 Cent. »Das ist das, was eine Arbeiterin in Asien von euren hundert Euro erhält«, erklärt Felix. Die vierzig Cent sind in einer kleinen Lohntüte, Lena hat noch eine Extra-Lohntüte in der Hand. »Von den vierzig Cent können die Menschen gerade so überleben. Wie viel müsste denn wohl hier drin sein, damit die zum Beispiel mal zum Arzt gehen können«, fragt sie in die Runde. Eine Teilnehmerin zählt nach: 36 Cent sind in der Extratüte.

»Wärt ihr denn bereit 36 Cent mehr zu bezahlen«, erkundigt sich Felix. Wären sie, die Teilnehmer der Führung, haben aber Einwände. »Wenn der Schuh 36 Cent mehr kosten würde, würde das doch auch nicht an die Arbeiterinnen weitergegeben«, vermutet eine junge Frau mit einem Button gegen Gen-Nahrung an der Tasche. Felix gibt ihr Recht. »Deshalb gibt es noch eine andere Alternative«, weiß er. »Fair gehandelte Schuhe, zum Beispiel Black Spot. Die kann man im Internet bestellen und sie kosten auch nur vierzig Euro«, beschreibt er die Möglichkeit, etwas gegen die Ausbeutung von Arbeitskräften in den Entwicklungsländern zu tun.

An der nächsten Station der Führung geht es um Kleidung. Vor H & M beschreibt Patricia die »Weltreise einer Jeans« des schwedischen Konzerns, eine Teilnehmerin vollzieht die Reise auf einer Weltkugel nach. 90.000 Kilometer legt eine Jeans zurück, bevor sie in einer deutschen H & M Filiale landet. Die Baumwolle wird in Indien produziert, in China versponnen und in Taiwan gefärbt.