Webwecker Bielefeld: arbeitschuppen01

Arbeit, Arbeit, Arbeit (09.03.2005)



Am Dienstag,8.März fand im Bielefelder Ringlokschuppen ein Aktionstag der Initiative »TeamArbeit für Deutschland« statt. Karl Mosh hat sich dort umgeschaut.


Von Karl Mosh

Ein Hauch von großer Politik weht durch den Eingangsbereich des Ringlokschuppens. Männer in schwarzen Anzügen und Knopf im Ohr mustern die vorbeiziehenden Menschen. Eine freundlich lächelnde Dame drückt jedem ein Programmblatt in die Hand und sagt routiniert: »Bitte rechts gehen«.

Üblicherweise finden in der Diskothek an der Stadtheider Straße Tanzveranstaltungen statt. Heute jedoch ist hier ein Aktionstag der Initiative »TeamArbeit für Deutschland«. Das ist eine Organisation die im Juni 2003 vom Bundesminister für Wirtschaft und Arbeit Wolfgang Clement „und zahlreichen Unterstützerinnen und Unterstützern“ gegründet wurde. Ein Faltblatt sagt, dass die Initiative »für gesellschaftliches Engagement gegen Arbeitslosigkeit« steht. Neben anderen Aktivitäten will die Initiative bis 2006 in 50 Städten Aktionstage veranstalten. In Bielefeld war die achtzehnte Station.


Schminken für Deutschland

Die große Halle im Ringlokschuppen ist voll mit SchülerInnen. Kreisförmig ist dort ein »Markt der Möglichkeiten« aufgebaut. Das sind über zwanzig Stände von Vereinen, Initiativen und Betrieben die sich gegen Arbeitslosigkeit im allgemeinen und Jugendarbeitslosigkeit im speziellen engagieren. Dazwischen finden eine Quiz-Station und die Theke des Ringlokschuppens. Dort werden Kleinigkeiten zum Essen angeboten: Das halbe belegte Brötchen – ein Euro.

In der Mitte ist eine Bühne aufgebaut. Dort bittet ein junger Moderator gerade vier GewinnerInnen die am »Vorher-Nacher« Contest teilnehmen dürfen, auf die Bühne. Die vier Jugendlichen kommen unter dem Applaus ihrer SchulkammeradInnen zu ihm und werden dort erst mal nach dem Stand ihrer Bemühungen um einen Ausbildungsplatz befragt. Dann kommen ein paar Beschäftigte eines Modehauses auf die Bühne und mustern kritisch das Styling der jugendlichen Gewinner. Kann man so zu einem Bewerbungsgespräch gehen? lautet die große Frage. Ja man kann, wenn nicht gerade ein Anzug verlangt wird, denn die Jugendlichen sind schon von sich aus durchgestylt. Nichts desto trotz bekommen sie jetzt ein »cooles Bewerbungsoutfit« mit dem sicherlich nichts schief gehen kann. Bei den Mädchen muss man noch etwas nachschminken, sagt die Expertin.


Lamentieren schadet

Klar ist: Auf solchen Veranstaltungen werden gesellschaftliche Mistände nicht hinterfragt. Hier soll geschäftiges Treiben simuliert werden und alles rotiert und engagiert sich und bringt sich ein gegen Arbeitslosigkeit. Warum aber gibt es nicht genug Arbeitsplätze? Warum ist es in einer modernen Gesellschaft, in der immer mehr mit immer weniger menschlicher Arbeitskraft möglich ist, ein Problem keine Arbeit zu haben? Warum wird man zur Arbeit gezwungen? Sollten wir uns nicht eigentlich freuen das die Arbeit endlich knapp wird und wir mehr Zeit für etwas angenehmeres haben? Fragen über Fragen die bei einer solchen Veranstaltung deplaziert wirken. Hier soll jungen Leuten ganz pragmatisch klar gemacht werden: Das Leben ist nun mal kein Zuckerschlecken. Ohne permanente Bemühungen läuft nichts, für die eigene Karriere, aber auch für den Wirtschaftsstandort Deutschland.

Draußen kommt eine Gruppe von älteren Menschen mit Pappschildern auf den Ringlockschppen zu. Sie sind vom »Bündnis Drei Länder Eck für soziale Gerechtigkeit« aus Höxter und extra wegen Bundeswirtschaftsminister Wolfgang Clement hier her gekommen. Margit Marion Mede vom Bündnis trägt in ihrer Hand ein Kerbholz auf dem oben ein Foto von Clement prangt. Darunter drei Kerben und drei Artikel aus verschiedenen Zeitungen in denen es jeweils um einen Todesfall wegen der HartzIV Reformen geht. »Ich würde von Herr Clement gerne wissen wann er endlich Verantwortung für diese Menschen übernimmt«.