Webwecker Bielefeld: arbeitschuppen02

Arbeit, Arbeit, Arbeit (Teil 2)



Jugendliche kommen hinzu. Sie erkundigen sich, wofür die Leute aus Höxter demonstrieren. »Für richtige Arbeitsplätze«, antwortet ein Herr. Und ergänzt: »Für euch!« Die Jungen lachen. Sie haben ihren Schultag hier verbracht. Ein nettes Event, aber viel gebracht habe es nicht, erklären sie. Sie hätten weder etwas neues erfahren noch hätten ihnen die Firmen und Initiativen weiterhelfen können. Einer von ihnen findet dass, das ganze eh nur dazu dient HartzIV zu verkaufen. Er kommt aus Baumheide und kennt viele die wegen den Reformen ärmer werden. Auch der Star der Veranstaltung, der extra angereiste Clement, interessiert sie nicht, zumindest nicht im positiven Sinn. Im Gegenteil, sie beschimpfen Hartz IV und ihn gleich mit.

Drinnen diskutiert die Gruppe aus Höxter inzwischen notgedrungen mit den Sicherheitsleuten, die sie nicht hinein lassen wollen. Es ist früher Nachmittag, die Halle ist schon viel leerer geworden. Die Schüler dürfen nach Hause, für den Bundeswirtschaftsminister wollen offenbar nur wenige ihre Freizeit opfern. Die meisten von denjenigen, die noch bleiben, gehören zu irgendeiner der Organisationen, die im Schuppen die Stände betreuen. Die Höxteraner Gruppe kommt schließlich doch noch rein. Margit Marion trägt immer noch Clements Kerbholz bei sich und hat nun eine Wäscheleine um den Bauch gebunden. An dieser zieht sie einen jungen Mann hinter sich her. Er hat sich einen Kartoffelsack übergezogen an dem Schilder mit der Aufschrift »Ein Euro Sklave« und »Bitte nicht füttern« hängen. Mehrere Sklaven-Teams drehen nun eine Runde über den »Markt der Möglichkeiten« und verteilen Flugzettel. Vor der Tür haben sich derweil weitere AktivistInnen des Bielefelder Montagsbündnisses, die sich seit Monaten jeden Montag abend auf dem Bielefelder Jahnplatz versammeln, aufgestellt. Sie seien auch wegen Clement gekommen und um zu zeigen das »nicht alles in Butter ist«.


He´s coming

Der Moment auf den alle, die noch da sind, warten kommt. Der Moderator hat es schon mehrmals angekündigt. Der Bundesminister für Wirtschaft und Arbeit wird gleich die Halle betreten und eine kurze Rede halten. Dann wird er zusammen mit dem Moderator und einer Traube von Presseleuten den »Markt der Möglichkeiten« der Reihe nach abschreiten und lobende Worte verteilen. Bodyguards, Presseleute, ein Euro Sklaven und auch Frau Mede mit dem Kerbholz bilden einen Haufen. Irgendwo da drin ist der Minister. Die Sicherheitsleute fordern von Mede, ihr Kerbholz nicht zu hoch zu halten. Dies würde sich auf den Pressefotos schlecht machen.

Andre Brandt konnte sogar kurz mit Clement sprechen. Er bezeichnet sich als »engagierter Bürger« der auch in mehreren Gruppen aktiv ist. »Ich habe Herr Clement eine Alternative zum einEuro Job vorgestellt die sich auf die Ehrenamtlichkeit bezieht«, erzählt er . Das Konzept stamme vom Bielefelder Arbeitskreis »Ein-Euro-Jobs und gemeinnützige Organisationen«. Es gehe letztlich darum, dass die Leute statt auf Ein-Euro-Basis ehrenamtlich eingestellt werden. Bezahlt werden sollen sie aus den selben Töpfen aus denen auch ein Euro Job finanziert wird, fordert Brandt. »Auf der Basis des Ehrenamtes könnten diese Leute dann genauso da arbeiten, allerdings ohne Zwang, motivierter und für die selbe Kasse. Unserer Ansicht nach ist das die bessere Alternative«, ergänzt er. Clement sei von den Vorschlägen aber nicht sonderlich begeistert gewesen.


Die Homepage der Initiative der Bundesregierung: www.teamarbeit.de