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Anna Gavalda: »Zusammen ist man weniger allein«



Titel: Anna Gavalda: »Zusammen ist man weniger allein« Ein Roman, der wie sich ein modernes Märchen liest, nur nicht so brutal, wie die der Gebrüder Grimm oder so traurig wie die von Hans Christian Andersen, eher ein modernes Märchen mit viel Herz, Witz und Esprit. In Anna Gavaldas neustem Roman, „Zusammen ist man weniger allein“, treffen vier Außenseiter, die in unterschiedlichster Weise mit den Anforderungen des täglichen Lebens nicht so richtig klarkommen, glücklicherweise aufeinander. Die vormals Unglücklichen, das sind: die gestrandete, abgemagerte aber äußerst talentierte Camille, die sich in fast jeder Hinsicht zugrunde gerichtet hat und deren einziger Bezug zur Außenwelt die Kolleginnen in der Putzkolonne sind; der sanftmütige, herzensgute und absolut uneigennützige Philibert, ein blaublütiger Edelmann, nicht ganz von dieser Welt, der seinen Lebensunterhalt mit dem Verkauf von Postkarten bestreitet; der stets wütende Macho Franck, begeisterter Motorradfahrer und Schürzenjäger, der allerdings durch seinen Job als Koch in der Haute Cuisine leider immer übermüdet ist und schließlich seine Tante Paulette, eine liebenswerte, alleinstehende ältere Dame, die bis dato Häuschen und Garten ohne fremde Hilfe versorgte, allerdings ihre vielen blauen Flecken und einige weitere kleinere und größere Alltagskatastrophen nicht mehr gänzlich verbergen kann. Zusammen finden sie sich zu einer außergewöhnlichen Wohngemeinschaft in noch außergewöhnlicherem Ambiente: eine über 300 Quadratmeter große Altbauwohnung im Herzen von Paris, natürlich am Fuß des Eiffelturms gelegen. Ausgestattet zwar nicht nach dem neusten Schrei, dafür aber mit dem Flair antiker Schätzchen, dem Staub der Jahrhunderte und einem Bad, das auch ohne Dusche überzeugt, also ganz gute Voraussetzungen für das außergewöhnliche gemeinsame Wohnprojekt, zumindest mangelt es nicht an Platz. Anna Gavalda spürt ihren Charakteren sehr feinfühlig nach, ihre Figuren wirken äußerst lebendig, fast authentisch und bleiben nicht dem Klischee verhaftet. Sie lässt ihre Heldinnen und Helden neue Wege finden, mal allein, mal gemeinsam, in jedem Fall mit gegenseitiger Unterstützung. Dabei geht nicht alles glatt, es wird lautstark gestritten, dass die Fetzen fliegen, doch Gavaldas Protagonisten bauen sich gegenseitig auf, streiten für eine bessere Welt. Eine Liebesgeschichte gibt es selbstverständlich auch, gerade die, die sich gerade eigentlich auf gar keinen Fall verlieben wollen und schon gar nicht ineinander, die trifft der Pfeil Amors. Und wie es sich im Märchen gehört, alles wird besser und letztlich gut. Anna Gavalda erzählt mit Leichtigkeit eine schöne Geschichte und es macht Spaß sie zu lesen, was will mensch mehr. (rk)

Anna Gavalda, „Zusammen ist man weniger allein“, Carl Hanser Verlag, 2005, 551 S., 24 Euro

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