Thorwald Proll / Daniel Dubbe: »Wir kamen vom anderen Stern. Über 1968, Andreas Baader und ein Kaufhaus«

„Hatte Baader sofort und auf den ersten Blick etwas Mitreißendes? Sagen wir Charisma? War sofort etwas Rebellisches an ihm zu spüren? Haftete ihm, wie man manchmal liest – etwas von Marlon Brando an? Er hatte eben so etwas Unverschämtes und Spitzbübisches. Er war charmant und sehr auffällig. Du hast mir gesagt, es gab früher öfter solche Typen. Ich empfand es als ziemlich singulär, so wie er war.“
In dieser Art sind die Fragen und Antworten, die in dem Interview oder Gespräch zwischen Thorwald Proll und Daniel Dubbe zu lesen sind, nicht unbedingt aufschlussreich. Thema ist grundsätzlich die Stimmung 1968. Das Gespräch kreist um die Brandstiftungen in zwei Frankfurter Kaufhäusern am 2.4. 1968. Worum ging es den AkteurInnen dabei: die Legaliät zu durchbrechen, den Konsum zu bekämpfen, gegen den Vietnam-Krieg zu mobilisieren?
Thorwald Proll, dessen Schwester Astrid später steckbrieflich als Mitglied der Roten Armee Fraktion gesucht wurde, sitzt zusammen mit Horst Söhnlein, Gudrun Ensslin und Andreas Baader auf der Anklagebank wegen des Vorwurfs der Brandstiftung auf der Anklagebank. Thorwald Proll beschreibt sein Verhältnis zu Andreas Baader und Gudrun Ensslin, er beschreibt die miteinander verbrachte kurze Zeit, Aktion, Flucht, Illegalität. Leider kommt wenig von der persönlichen Motivation rüber. Interessant ist kurz die Mobilisierung der Jugendlichen aus Heimen, die Auseinandersetzung mit Erwartungen, die geweckt und erfüllt werden müssen, eine authentische politische, gesellschaftliche Mobilisierung und Erfahrung. Auch über die Auseinandersetzung mit der Kommune I würde mensch gerne mehr lesen. Aber das Gespräch plätschert irgendwie dahin, nach der Lektüre bleiben eigentlich alle Fragen, die mensch vorher hatte, offen. Aber vielleicht ist gerade das subversiv? Und was denn nun Marlon Brando mit der RAF zu tun hat?(rk)

Thorwald Proll / Daniel Dubbe, Wir kamen vom anderen Stern. Über 1968, Andreas Baader und ein Kaufhaus, Edition Nautilus, 2003, 125 S., 9,90 Euro

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