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Neissl, Eckstein, Arzt, Anker (Hg.), »Männerkrieg und Frauenfrieden. Geschlechterdimensionen in kriegerischen Konflikten«



Titel: »Männerkrieg und Frauenfrieden. Geschlechterdimensionen in kriegerischen Konflikten«

»Kriege sind gesamtgesellschaftlich und international als letzte Möglichkeit der Konfliktregelung legitimiert. Und diese Gesamtgesellschaft mit ihren Normen, Werten und Gesetzen wird von Männern und Frauen aufgebaut, definiert und tradiert – wenngleich auch mit unterschiedlicher Definitionsmacht und Rollenverteilung.“« (Wasmuth, 2002).

Die Ringvorlesung der Universität Salzburg im Winter 2002/03 „Männerkrieg und Frauenfrieden? – Geschlechterdimensionen in historischen und aktuellen kriegerischen Konflikten“, die im vorliegenden Sammelband dokumentiert ist, untersucht die vorangestellte Feststellung. Wie wird die dualistische Geschlechterordnung zur Legitimation von Kriegen instrumentalisiert und wie gelingt es in der theoretischen Auseinandersetzung dieser grundsätzlichen Frage, die tradierte Geschlechterlogik, die konkrete Auswirkungen im Alltag hat, nicht wieder zu reproduzieren?

Unterschiedliche Wissenschaftlerinnen aus den Disziplinen Pädagogik, Theologie, Geschichte, Literatur- und Medienwissenschaften versuchen diesen Fragen nachzugehen. Besonders interessant liest sich der Artikel von Uta Klein, die sich mit dem israelischem Militär auseinandersetzt. Aufgrund eines egalitären Staatsbürgerschaftsmodells, das den Zugang beider Geschlechter zum Militär regelt, könnte sich diese Situation positiv auf das Geschlechterverhältnis innerhalb der Gesellschaft auswirken. Klein widerlegt diese Annahme, das Militär ist auch in Israel der Ort, an dem Männlichkeit konstruiert wird, bemerkt aber eine andere positive Veränderung: Reservisten und Wehrpflichtige, selbst Offiziere verweigern ihren Dienst aufgrund des brutalen Vorgehens der Armee in den besetzten Gebieten. Klein wirft die Frage auf, ob diese Veränderung zu einem anderen Geschlechterverhältnis führen könne.

Spannend liest sich auch der Text der Theologin Elisabeth Gierlinger-Czerny, allein der Titel ist gelungen: „Der Mord am Patriarchat durch die Hand der Frau.“ Sie untersucht das Buch Judit, Judit benutzt ihre Weiblichkeit, besonders die sexuellen Reize, um den Unterdrücker Holofernes zu töten. Dies geschieht martialisch, Holofernes wird von Judit mit Hilfe Dinas, die auf Intervention ihrer Brüder von ihrem Vergewaltiger zur Widerherstellung ihrer Ehre geheiratet wurde, mit dem Schwert der Kopf abgeschlagen. Judit ergreift die ihr mögliche Initiative und verhindert durch diesen Mord den Krieg, das sinnlose Töten und Opfern vieler Menschen. Doch sie wird für diese Tat in ihrer Gesellschaft nicht wie eine Heldin gefeiert sondern eher als femme fatal denunziert. Was wäre, wenn alle Judits Tat anerkennen würden und statt weiterer Kriegspläne zu schmieden, überlegten, wie der Frieden gesichert werden könnte? Nach Gierlinger-Czerny stellt Judit tradierte Geschlechterkonstruktionen, Fragen nach Opfern und Tätern, äußerst aktuell in Frage.

In den weiteren Artikeln werden u.a. Bilder vom männlichen Soldaten während des Zweiten Weltkrieges diskutiert, was die Anziehungskraft des Krieges ausmacht, wie die Situation der afghanischen Frauen zur Kriegslegitimation herangezogen wurde und was das Spannungsverhältnis von Nation und Geschlecht ausmacht. Der Sammelband bietet umfassend Informationen und Anregungen zur weiteren notwendigen Auseinandersetzung mit dem Themen Krieg/Frieden und den bestehenden Geschlechterverhältnissen. (rk)

Neissl, Eckstein, Arzt, Anker (Hg.), „Männerkrieg und Frauenfrieden. Geschlechterdimensionen in kriegerischen Konflikten“, Promedia Verlag, Wien, 2003, 207 S., 17,90 Euro


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