Webwecker Bielefeld: widerspruch01

Kommissar widerspricht Staatsanwälten (09.04.2003)



Am zwölften Prozesstag im Verfahren gegen den ehemaligen Polizeipräsidenten Horst Kruse, sowie die leitenden Polizeibeamten Uwe Gebranzig und Heinz Haubrock sagte am vergangenen Donnertag erneut der ehemalige Leiter des Drogenkommissariats, Manfred Hudalla, als Zeuge aus. Dabei zeigte er massive Erinnerungslücken.


Von Mario A. Sarcletti

Als Manfred Hudalla am vergangenen Donnerstag zum wiederholten Mal die gleiche Formulierung verwendete, prusteten einige Prozessbeobachter los. »Ich habe ... ich habe ... ich kann das mit Sicherheit nicht sagen«, hatte der ehemalige Leiter des Drogendezernats der Bielefelder Polizei in seiner Zeugenvernehmung schon des öfteren gesagt. Die Quittung für den Heiterkeitsausbruch der Zuhörer beim »Kruse-Prozess« erhielt Herbert Jaspert, der ehemalige Geschäftsführer der Wohnungsbaugenossenschaft BGW. Der Vorsitzende Richter am Landgericht Dieter Fels drohte ihm an, ihn des Saales verweisen zu lassen, sollte er noch einmal die Verhandlung stören.

Woran sich Manfred Hudalla in diesem Fall nicht erinnern konnte, war, ob er mit dem Leiter des für Drogendelikte zuständigen Dezernats bei der Staatsanwaltschaft, Oberstaatsanwalt Horst Steffen, über die Vernehmung eines Klienten der niedrigschwelligen Kontakt- und Beratungsstelle der Drogenberatung Bielefeld an der Wilhelm-Bertelsmann-Straße gesprochen habe. Der Klient hatte angeblich das Gespräch mit Hudalla gesucht, um sich über die Zustände in der Einrichtung zu beschweren. Er wolle ein abstinentes Leben führen, wenn er aber in die Einrichtung gehe, wo seine sozialen Bezugspunkte seien, werde er ständig von Dealern angesprochen, soll der Teilnehmer am Methadonprogramm gegenüber dem damaligen Leiter des Drogendezernats geäußert haben. Der Sozialarbeiter, mit dem er Therapiegespräche geführt habe, hätte ihm gesagt, dass die Einrichtung dafür da sei, die Händler und Konsumenten illegaler Drogen aus der Öffentlichkeit in die Einrichtung zu verdrängen, »damit sie ohne Angst vor der Polizei dealen und konsumieren konnten.«

Der Gewährsmann soll auch gesagt haben, dass der Wachdienst vor der Einrichtung gegen Geldzahlungen von Dealern deren Konkurrenten des Geländes verwiesen hätten. Die Sozialarbeiter der Einrichtung hätten gegen die Dealtätigkeit nichts unternommen. Der Frage von Richter Fels, warum für Hudalla diese Informationen nicht Anlass für weitere Ermittlungen waren, entgegnete der: »Der hat mir unheimlich leid getan, ich wollte den Zeugen nicht gefährden.« Für den Informanten sei die Anlaufstelle der einzige soziale Bezugspunkt gewesen, wäre er aufgeflogen, hätte er die Einrichtung nicht mehr aufsuchen können. Außerdem habe er nichts unternommen, da er bei der Polizeiführung in Fragen der Einrichtung an der Wilhelm-Bertelsmann-Straße bei der Polizeiführung nicht auf offenen Ohren gestoßen sei, so Hudalla.