Die Serie von Kundgebungen gegen die Gaststätte »Der Postmeister« am Kesselbrink ging am Dienstagabend weiter. Ein Hip-Hop Konzert zog diesmal etwa 350 Demonstranten an.Von Robert SchwarzLaut war es am Dienstagabend auf dem Kesselbrink. Gegenüber der Gaststätte »Der Postmeister« dröhnten die Bässe, lokale Wortakrobaten rappten gegen Rechts. In der Gaststätte treffen sich vor allem dienstags Neonazikader wie Bernd Stehmann und junge Angehörige der rechten Szene. Organisiert hatte das Konzert die Initiative »Courage gegen Rechts«, die den »Nazitreffpunkt dichtmachen« will, wie es auf einem Transparent hieß. Das hing vom Dach eines sechsstöckigen Gebäudes gegenüber des Lokals.
Ein anderes Transparent, das Demonstranten direkt an dem Gebäude entrollten, in dem sich »Der Postmeister« befindet, hatte die Polizei schnell entfernt. Die war mit etwa einem Dutzend Mannschaftswagen vor Ort und verhinderte, dass es zu Auseinandersetzungen zwischen rechten Kneipenbesuchern und Demonstranten kam.
Es ist bereits die dritte Veranstaltung von »Courage gegen Rechts« gegen den Nazitreff. Markenzeichen der Initiative ist, dass sie keine »Latsch- und Laberdemos« durchführt, sondern mit Kreativität und Energie gegen rechtes Gedankengut vorgeht. Mitte März war es »Radical Cheerleading«, das für gute Laune sorgte, gestern eben Hip-Hop. »Wir möchten den Nazis nicht nur den öffentlichen Raum nehmen, sondern ihnen auch unsere eigene Kultur entgegensetzen«, erklärte ein Vertreter der Initiative den Ansatz.
»Hip-Hop ist kritisch, unangepasst, wütend und versteht sich als antirassistisch und antifaschistisch«, erklärte eine Rednerin vor dem Konzert, warum sich gerade diese Musikrichtung ideal für eine Kundgebung gegen Rechts eignet. Schließlich komme Hip-Hop von den Afroamerikanern, Jamaikanern und Haitianern in den USA. »Es ist kein Zufall, dass sich wegen des rebellischen Inhalts auch in Deutschland von dieser Kultur viele schwarze Deutsche, Türkinnen und Kurdinnen, Jugoslawinnen, Roma und Sinti angesprochen fühlen und Hip-Hop praktizieren«, fügte sie hinzu. Da war es eigentlich selbstverständlich, dass auch junge Migranten auftraten. So gab es auch polnischen und türkischen Sprechgesang zu hören, was den Neonazis im Postmeister wahrscheinlich besonders in den Ohren schmerzte.
Ein Vorteil eines Hip-Hop-Jams als Protestform sei auch, dass er Menschen anspricht, die sonst nicht unbedingt auf Antifa-Demonstrationen zu sehen seien, erklärte die Vertreterin von »Courage gegen Rechts« gegenüber dem Webwecker: »Sonst latschen ja auf linken Aktionen immer dieselben rum. Aber die jungen Leute in Bielefeld haben in letzter Zeit auch bei Antikriegsaktionen gezeigt, dass es auch hier ein kritisches, unangepasstes Potential gibt.« Das offenbarte sich zum einen in den Texten der Musiker, die auch Reime über den »Postmeister« improvisierten. Zum anderen zeigte es sich in der Reaktion des Publikums auf diese Texte, das der Aufforderung der Künstler zu Sprechchören gegen Nazis lautstark nachkamen. Die jungen Leute am Dienstag auf dem Kesselbrink zeigten aber auch, dass sie feiern können. Viele tranken Bier und genossen die Musik, unpolitisch war die Veranstaltung dennoch nicht.