Am Dienstag gab es erneut eine Demonstration gegen die Gaststätte »Der Postmeister«am Kesselbrink. Beziehungsweise dagegen, dass das Lokal ein Treffpunkt der Rechtsextremen in der Region istGegen 19 Uhr versammelten sich gestern abend etwa 250 Menschen auf dem Jahnplatz um gegen den Neonazitreff »Der Postmeister« am Kesselbrink zu demonstrieren. Dort treffen sich seit etwa zwei Jahren vor allem dienstags Rechtsextreme aus der Hooliganszene mit Führungskadern der Neonaziszene, wie etwa Bernd Stehmann. Auf einem Flugblatt, das auf der Demonstration verteilt wurde, wird das Lokal als Kontakthof zur Nachwuchsrekrutierung und Infobörse bezeichnet. Auf dem Flugblatt wird auch auf »gute Beziehungen« zwischen der Wirtin des Postmeisters, Katja Robson, und Bernd Stehmann verwiesen.
Obwohl bei der gestrigen Demonstration nur etwa halb so viele Teilnehmer waren wie auf der vor drei Wochen, war sie lauter als diese. Das könnte an ihrem Konzept liegen: Mit »Radical Cheerleading« wurde die Stimmung angeheizt. Etwa vierzig Personen hatten sich pink und silber kostümiert und Choreographien zu den Slogans eingeübt, die sie skandierten. Auch die waren kreativer als sonst auf Demonstrationen: »Postmeister, your lost, Meister! Nazis piss off!« oder »Liebe Polizei! Haut uns nicht zu Brei! Wir wolln doch nur vorbei!« war da zu hören.
Die Polizei hielt sich an den Slogan. Obwohl die Demonstration nicht angemeldet war, begleiteten die Beamten sie zum Kesselbrink. Dort war die Kreuzung vor dem Lokal abgeriegelt. Anders als bei vorangegangenen Kundgebungen vor dem Postmeister war die Kneipe geöffnet, durch die halb heruntergelassenen Rollläden war zu sehen, dass sie gut besucht war. Demonstranten vermuteten, dass die Rechtsextremen die Einstellung des NPD-Verbotsverfahrens durch das Bundesverfassungsgericht feierten.
Eine Rednerin erläuterte bei der Kundgebung das Konzept von »Radical Cheerleading«. Es komme aus der globalisierungskritischen Bewegung, mit dem Herauslösen von Cheerleading aus dem gewohnten Kontext Football sollen gewohnte Denkmuster aufgebrochen werden. Durch die Teilnahme von Männern und die Verwendung der Farben Pink und Silber sollen auch Geschlechtskonstruktionen hinterfragt werden.
Die Rednerin kritisierte außerdem Stadt und Polizei, da sie dem Treiben im Postmeister zu lange tatenlos zugesehen hätten. Sie griff auch die Dortmunder Aktienbrauerei an, die bereits vor einem Jahr über die Bedeutung des Lokals für die rechtsextreme Szene informiert worden sei, die Kneipe aber weiterhin an Katja Robson verpachte.
Anschließend zogen die Demonstranten wieder zurück zum Jahnplatz. Ein Polizeisprecher zeigte sich erfreut, dass diese sich diszipliniert verhalten hätten und es zu keinen Zwischenfällen oder Ausschreitungen gekommen sei. Radical Cheerleading bezeichnete er als eine »Superaktion«. »Sowas einzustudieren und zu machen, da gehört schon eine Menge Engagement dazu und die Kostüme sind auch pfiffig«, lobte er die Demonstranten.