»Stadtteilarbeit würde platt gemacht«
Seit Jahren bei Jung und Alt beliebt: Der Flohmarkt auf dem Siegfriedplatz. Seine Zukunft ist jedoch ungewiss. Die Bezirksvertretung Mitte drängt auf einen kommerziellen Flohmarkt. Jetzt deutet sich ein Kompromiss an.von Manfred HornAn jedem viertem Samstagnachmittag im Monat verwandelt sich der Siegfriedplatz im Bielefelder Westen in ein Gewusel aus Menschen vor und hinter circa 80 Ständen. Der Stadtteilflohmarkt bietet Gebrauchtes zu günstigen Preisen, nebenbei locken Kuchen und Kaffee und der Plausch mit Bekannten, die sicherlich auch gerade über den Flohmarkt schlendern. Damit sollte nach Vorstellung einer Koalition von CDU, SPD, FDP und BfB Schluss sein: Eine neue Satzung sollte vorschreiben, dass Flohmärkte in Bielefeld-Mitte meistbietend ausgeschrieben werden. Diesen Beschluss fasste die Mehrheit der Bezirksvertretung (BZV) bereits im November 2001.
Gar nicht einverstanden mit dieser neuen Regelung war der Verein Bürgerwache, der den Flohmarkt betreibt und einen Teil seiner Einnahmen durch den Flohmarkt macht. Für 2002 konnte der Verein immerhin erreichen, dass eine Übergangslösung griff: Die Stadtteilflohmärkte konnten wie gewohnt stattfinden, doch vor jedem Flohmarkt musste sich die Bürgerwache eine neue Genehmigung bei der Verwaltung holen. Ein aufwendiges Prozedere, dass die Vorläufigkeit der Regelung monatlich dokumentierte. In den vergangenen Tagen kommt Bewegung in die Sache, schließlich gilt es nun, die Flohmarktpraxis auf dem Siegfriedplatz für 2003 und möglichst die folgenden Jahre festzulegen. Inzwischen sind SPD und CDU in der BZV offensichtlich bereit, den Flohmarkt zu erhalten. Allerdings wollen sie parallel einen zweiten Flohmarkt meistbietend ausschreiben.
Zwar keine optimale, aber eine gute Nachricht für die Bürgerwache. Sie hätte bei der Ausschreibung eines Flohmarktes keine Chance gehabt, weil sie nicht entsprechend große Beträge hätte bieten können. Die Bürgerwache ist wie viele andere soziale und kulturelle Einrichtungen auch klamm bei Kasse: Die Sparkonzepte der Stadt haben ihre Spuren hinterlassen. »Wenn die beiden Flohmärkte deutlich getrennt werden, dann kann das so laufen«, sagt Fredericke Schleiermacher, Mitarbeiterin der Bürgerwache. Doch noch ist es nicht so weit: Die entscheidende Sitzung der BZV findet am 7. November statt. Würden sich der Kompromiss nicht durchsetzen, würde »Stadtteilarbeit platt gemacht«, empört sich Schleiermacher. Sie betont, dass beim Stadtteilflohmarkt das politisch viel gepriesene bürgerschaftliche Engagement seit Jahren Realität ist: 30 HelferInnen sorgen dafür, dass der Flohmarkt läuft und der Kuchen verkauft wird. Alle arbeiten unentgeltlich. Sogar Menschen aus der weiteren Umgebung kommen, um mitzuhelfen, weil sie das Projekt gut finden.