»Stadtteilarbeit würde platt gemacht« (Teil 2 und Kommentar)
Die Besonderheit dieses Flohmarkts betont auch Dieter Gutknecht, grüner Fraktionsvorsitzender in der BZV. Er hebt die soziale Funktion des Flohmarkts für den Stadtteil hervor und grenzt ihn deutlich von kommerziellen ab. Gutknecht brachte im Frühjahr bereits den Antrag ein, der die Übergangslösung für 2002 ermöglichte. Jetzt will er einen weiteren Antrag folgen lassen: Bei der BZV-Sitzung am 7. November soll nach seiner Vorstellung die Existenz des Bürgerwachen-Flohmarkts festgeschrieben werden. Und er fordert zudem, dass parallel kein kommerzieller Flohmarkt auf dem Siegfriedplatz kommen soll. Dieser wäre eine unnötige Konkurrenz, der langfristig den nichtkommerziellen verdrängen könnte, wenn die Stadt sieht, dass mit dem kommerziellen Geld zu machen ist, schätzt Gutknecht ein. Gutknecht muss für seinen Antrag allerdings noch die SPD-Fraktion gewinnen: Ohne die hätte der Antrag keine Mehrheit. Das werde zwar nicht einfach, sei allerdings »im Bereich des Machbaren«.
Letzter Flohmarkt in 2002 auf dem Siegfriedplatz am Samstag, 26. Oktober von 15 bis 18 Uhr. Noch sind Plätze frei. Standgebühr: 3 Euro und ein Kuchen. Bewerbungen an die Bürgerwache. Bedingung: Diejenigen, die einen Stand machen wollen, müssen aus dem Bielefelder Westen kommen.Kommentar
Nadelstich gegen Bürgerwache?
Nicht-kommerzielle Flohmärkte sind soziale Orte im öffentlichen Raum. Dass diese Idee mit Leben gefüllt ist, zeigt seit Jahren der Flohmarkt auf dem Siegfriedplatz. Unverständlich, warum eine SPD/CDU Koalition im November 2001 darauf drängte, den Flohmarkt zukünftig meistbietend auszuschreiben. Zwar stand im Beschluss, dass dieses für alle Flohmärkte in Bielefeld-Mitte gelten solle. Doch außer dem Flohmarkt der Bürgerwache gibt es in Mitte nur noch den Flohmarkt auf dem Klosterplatz, und der wird seit Jahren kommerziell betrieben. Also doch ein gezielter Nadelstich gegen die Bürgerwache? Ausgesprochen hat dies zwar weder der Bezirksvorsteher Horst Grube (SPD) noch sein Stellvertreter Hartmut Meichsner (CDU), doch vermutet werden kann eine gewisse politische Absicht schon. Finanziell dürfte der Ertrag für den Stadtsack durch die Ausschreibung nämlich eher gering sein: Den Einnahmen stände ein nicht unbeträchtlicher Verwaltungsaufwand gegenüber.
Die Bürgerwache nun galt und gilt als alternatives BürgerInnen-Zentrum, in dem sich neben vielen anderen Gruppen auch die PDS trifft. Vielleicht wollten sich da einige Mitglieder der Bezirksversammlung dieses Zentrums entledigen, schließlich ist bekannt, dass die Einnahmen der Flohmärkte für die Bürgerwache wichtig sind. Steht nur zu hoffen, dass schließlich die Vernunft siegt: Die Bürgerwache ist unbedingter Bestandteil des sozialen und kulturellen Lebens im Bielefelder Westen. Dazu gehört auch der Flohmarkt. Gut, dass die Grünen sich für den Erhalt des Flohmarktes einsetzen und dass fordern, was einzig Sinn macht: Ein nichtkommerzieller Flohmarkt auf dem Siegfriedplatz. Ein kommerzielles Parallelangebot ist schlicht überflüssig und würde von den BewohnerInnen des Stadtteils wahrscheinlich nicht einmal angenommen. Schließlich müssten dann diejenigen, die einen Stand betreiben wollen, beträchtliche Gebühren an den kommerziellen Ausrichter zahlen.