Schelphof ade?
Von Manfred HornAn die 100 ZuschauerInnen entpuppten sich während der Ratssitzung am vergangenen Donnerstag als teilweise lautstarke AnhängerInnen des aktuellen Schelphof-Pächters Reinhard Fischer. Der Schelphof mit einer Nutzfläche von circa 80 Hektar liegt zwischen Eckendorfer, Altenhagener und Milser Straße. Seit 1987 betreibt Reinhard Fischer den Hof, seit 1995 führt er ihn als anerkannter Bioland-Betrieb. Dem Schelphof angegliedert ist das Naturpädagogische Zentrum, welches vor allem SchülerInnen einen Einblick in den ökologischen Anbau und die Verarbeitung von Kartoffeln und Getreide bietet. (vergleiche auch einen Artikel zum Thema in der Rubrik Brennpunkte - Stadtentwicklung - November 2002)
Der Rat hatte zu entscheiden, ob der im Oktober 2005 auslaufende Pachtvertrag gekündigt werden solle. Die Stadt ist Eigentümerin des Schelphofs. CDU, BfB und FDP drängten darauf, den Vertrag bereits jetzt zu kündigen, obwohl eine Kündigung auch noch zwei Jahre vor Ablauf, also spätestens im September 2003, ausgesprochen hätte werden können. Dieses Ansinnen der bürgerlichen Mehrheit führte im Rat zu diversen Vorwürfen und Spekulationen. Die Grünen plädierten vehement dafür, den aktuellen Pächter Fischer »so zu behandeln, wie es bisher in Bielefeld üblich war«. Also erst ein Konzept zu entwickeln, mit dem Pächter verhandeln und dann über Kündigung oder Verlängerung des Pachtvertrags zu neuen Konditionen zu entscheiden. Dem wiedersprach der Baudezernent Gregor Moss: Die Kündigung von Pachtverträgen bereits vor Neukonzeptionierungen sei in Bielefeld sei in Bielefeld bereits mehrfach vorgekommen.
Offensichtlich wurde, dass die bürgerliche Mehrheit kein Konzept für die Zukunft des Schelphofs hat. Selbst zu dem Angebot Fischers, die jährliche Pacht von derzeit 15.000 Euro auf nahezu 30.000 Euro zu erhöhen, konnte man nicht Stellung beziehen: Man kenne die marktüblichen Preise nicht und müsse erst die Verwaltung beauftragen, den erzielbaren Preis zu ermitteln. Deutlich wurde aber, dass die Stadt einen neuen Pachtvertrag nur mit einem deutlich höheren Euro-Betrag als 15.000 Euro abschließen wird.
Für die Grünen schlug Inge Schulze vor, das Angebot Fischers zu prüfen und den Rat erst dann entscheiden zu lassen, wenn die Verhandlungen zwischen Verwaltung und Fischer abgeschlossen seien: »Man kündigt doch nicht im voraus, wenn man mit dem Pächter weiter arbeiten will«. Godehard Franzen erklärte für die SPD-Fraktion ähnliches. Er sehe sehr gute Chancen, eine tragfähige Lösung für alle zu finden und plädierte ebenfalls dafür, die Verhandlungsergebnisse abzuwarten. Die Fraktionen von CDU, BfB und FDP indes zeigten sich unnachgiebig. Man sei letztlich gar nicht so weit auseinander, erklärte Ralf Nettelstroh (CDU). Es könne jedoch nicht sein, dass eine denkmalgeschütze Hofstelle mit Land vermietet werde zum Preis einer Doppelhaushälfte. Man müsse das Schelphof-Konzept nach 15 Jahren überprüfen: »Das heißt nicht, dass darin nicht auch der jetzige Pächter Fischer integriert werden kann«. Zwar sendete die CDU dezente Signale Richtung einer Pachtverlängerung mit Fischer, an der Kündigung wollte man aber unbedingt festhalten. Die Frage der SPD-Fraktion, ob der Verwaltung Informationen vorliegen über konkrete Angebote bezüglich des Schelphofs, beantworte Baudezernent Moss: Es gebe viele Anfragen auf Flächen, konkret auf den Schelphof aber keine.
Die Abstimmung verlief erwartbar: CDU, BfB und FDP stimmten für die sofortige Kündigung des Pachtvertrags zum Oktober 2005, SPD und Grüne dagegen. Für Reinhard Fischer bricht damit eine unsichere Zukunft an.