Webwecker Bielefeld: schelphofentscheidung

Schelphof ade? (Kommentar)



Kommentar

Saure Gurken




Es war schon interessant, Stimmen während und nach der Debatte um den Schelphof zu hören. Der CDU-Abgeordnete Hartmut Meichsner wurde als »Sandkasten-Cäsar« deklariert, die CDU sei zukünftig nicht mehr wählbar. Es hätte der CDU-Fraktion nicht entgehen müssen, was ihr offensichtlich doch entgangen ist: Die Entscheidung, jetzt zu kündigen, ist äußerst unpopulär. Und das nicht nur bei den üblichen Verdächtigen, also langhaarigen Fahrradfahrern, die des Morgens aus lauter Langeweile eine Plastikkanne Milch im Hofladen abholen und dann den Rückweg pfeifend mit dem schleckerenden Gefäß die Landstraße entlangzuckeln. Nein, Bio-Produkte ab Hof sind inzwischen auch bei Menschen populär, die durchaus ins Klientel der CDU passen. Bio-Produkte sind dabei, ideologische Grenzen zu überschreiten. Da ist das Verhalten der CDU anachronistisch: Ihr Misstrauen gegen ökologische Landwirtschaft sitzt tief, auch wenn die CDU-Fraktion während der Ratssitzung das Gegenteil beteuerte.

Nicht gut angekommen ist auch die Beharrlichkeit der bürgerlichen Mehrheit, an einem Vorhaben festzuhalten, dass sinnlos erscheint und Raum für Spekulationen eröffnet. Die Kündigung zum jetzigen Zeitpunkt ist nicht zu erklären, hätte doch auch noch bequem in zehn Monaten gekündigt werden können, sollten die Verhandlungen zwischen Verwaltung und Fischer denn dann im Sande verlaufen sein. Stattdessen demonstrierte die Mehrheit eine Arroganz der Macht: Die FDP sieht im Betreiben eines Bauernhofes keine hoheitliche Aufgabe, Ralf Nettelstroth verstand die ganze Aufregung um eine »lächerliche« Kündigung nicht. Als die Atmosphäre im Ratssaal eskalierte und SPD und Grüne sich laut fragten, ob da nicht vielleicht noch andere Interessen im Spiel seien, warf Rainer Lux für die CDU in den Ring, er möchte die fürchterlichen Unterstellungen zurückweisen. Delius (BfB) übte sich in einer kühlen, emotionalen Rundschau: Es sei zum Lachen, dass immer wenn es um die Tränendrüsen gehe, Inge Schulze von den Grünen und Godehard Franzen von der SPD zusammenfänden.

Die ganze Polemik muss auf den Noch-Pächter Fischer wie übler Zynismus gewirkt haben: Sein Projekt Schelphof steht auf der Kippe, 15 Jahre Arbeit drohen durch die zungenfertigen Auftritte einiger Damen und Herren in unchristlicher Manier vernichtet zu werden. CDU, BfB und FDP benahmen sich letztlich wie die Elefanten im Porzellanladen: Von Menschlichkeit keine Spur. Kalte Technokraten spielen Stadtplanung. Nur das auf dem Spielbrett echte Menschen stehen.