»Herrichtung ist aus wirtschaftlichen Gründen nicht vertretbar« (Möllerhof, 25.06.2003)
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Kommen auch ohne Zentralheizung zurecht: Die BewohnerInnen es Möllerhofs
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Von Manfred HornSie wollen unbedingt bleiben: Die BewohnerInnen des Möllerhofs im Osten der Stadt. Zumindest von den acht Menschen lässt sich das sagen, bei den Hunden, Katzen, Ziegen und Hühnern hingegen nur vermuten. Doch die Stadt hatte der Wohngemeinschaft mit Wirkung zum 30. Juni gekündigt, inzwischen wird über eine Übergangsfrist verhandelt. Dann soll das Haus geräumt sein. Anschließend will die Stadt das 150 Jahre alte Gebäude abreissen. Eine Sanierung sei zu teuer, das Grundstück hingegen wird man wahrscheinlich nach dem Abriss verkaufen.Seit 15 Jahren bewohnt eine »alternative bunte Wohngemeinschaft« den Möllerhof. Und dennoch haben die BewohnerInnen keinen Mietvertrag und keinen Kündigungsschutz. Der Grund: Offiziell ist das Haus eine Unterkunft für Obdachlose. Entsprechend wurden die jetzigen BewohnerInnen dort auch von der Stadt »eingewiesen«. Die kümmerte sich in den vergangenen Jahren auch immer mal wieder um notwendige Reperaturen, so erneuerte sie vor sechs Jahren komplett die Elektrik und stellte neue Heizöfen zur Verfügung. Erst im vergangenen Jahr wurden Balken und Zimmerböden erneuert. Hinzu kommt, dass die BewohnerInnen viel Eigeninitiative zeigten und nach eigenen Angaben neben der Miete, die pro Person circa 150 Euro beträgt, mehrere tausend Euro aus eigener Tasche in das Haus steckten.
Seit einem Jahr verwaltet die BGW (Bielefelder Gemeinnützige Wohnungsgesellschaft) das Haus. Die Stadt gab den Möllerhof zusammen mit anderen Häusern an die stadteigene BGW ab, jetzt sortiert die BGW aus und gibt den Möllerhof wieder zurück. Um BGW-Standard zu erreichen, ist der Sanierungsbedarf zu groß. So gehört das Haus ab dem 1. Juli wieder der Stadt.
Die BewohnerInnen hingegen legen gar keinen Wert auf eine Zentralheizung, sie kommen mit den Öfen gut zurecht. Das Haus sei in einem guten Zustand, sagt Alexandra Kast, Bewohnerin des Möllerhofs. Das die Stadt jetzt behaupte, das Gebäude sei »aus Sicherheitsgründen nicht mehr zu Wohnzwecken nutzbar«, kann sie nicht nachvollziehen. In dem Schreiben an die Wohngemeinschaft steht auch, eine »Herrichtung ist aus wirtschaftlichen Gründen nicht vertretbar«. Die Begehungen der BGW und des ISB (Immobilien-Service-Betrieb) der Stadt seien immer sehr oberflächlich gewesen, sagt Kast.
Die Stadt will die BewohnerInnen möglichst bald in einem anderen Haus in der Bechterdisser Straße unterbringen. Dort müsste dann eine türkeistämmige Familie ausziehen in eine ehemalige Obdachlosenunterkunft in der Heeperstraße, sagt Kast. Doch die MöllerhoflerInnen wollen überhaupt nicht in das andere Haus. »Es ist mir ein Rätsel, wie dort überhaupt jemand wohnen kann«, sagt Kast. Sie kenne kein Haus in Bielefeld, das näher an der Autobahn stehe. »Ganze fünf Meter trennen den Hauseingang und die A2, und das ohne jeglichen Schallschutz«. Im Haus selbst seien viele feuchte Stellen. Die ehemaligen BewohnerInnen haben wohl nie gelüftet, vermutet Kast. Nachvollziehbar bei dem Lärmpegel. Die Stadt beseitigt zwar gerade einen Wasserschaden und andere Mängel zu beseitigen. Das ändert aber nichts an der Haltung der MöllerhoflerInnen.