»Herrichtung ist aus wirtschaftlichen Gründen nicht vertretbar« (Teil 2)
Die gehen jetzt statt kleinbeizugeben in die Offensive und gründeten im Juni den Verein Cactus. Der Verein hat inzwischen 30 MitgliederInnen und versteht sich als Selbsthilfeorganisation von Obdachlosen. Man wolle dem »stetigen Sozialabbau« in der Stadt entgegenwirken.Eine wesentliches Interesse ist es selbstverständlich, den Möllerhof zu erhalten. Dort stünden Gemeinschaftsräume zur Verfügung und ein Büro mit Internetzugang, erzählt Kast. Obdachlose könnten diese Möglichkeiten nutzen. Für die Zukunft will der Verein den Möllerhof pachten. Sollte dies nicht möglich sein, und die heutigen BewohnerInnen tatsächlich ausziehen müssen, will man versuchen, zumindest das Gebäude zu erhalten, das früher zusammen mit einer Wassermühle genutzt wurde. Es steht zwar nicht unter Denkmalschutz, sei aber alt und erhaltenswürdig.
Unterstützung erhalten die BewohnerInnen von den Grünen, die sich für eine Übergangsregelung stark machen. Die PDS fordert, den Möllerhof zu erhalten und zu legalisieren: »Die Bewohnerinnen des Möllerhofes sollten statt verjagt zu werden bei Instandhaltung und Renovierung unterstützt werden«. Inzwischen finden Gespräche zwischen der Stadt und den BewohnerInnen statt. Aus Sicht der Stadt kommt man den MöllerhoflerInnen entgegen: Zwar wird an dem Auszug aus dem Gebäude festgehalten, doch man bietet den BewohnerInnen eine vierwöchige Übergangsfrist bis Ende Juli an, um sich für die Bechterdisser-Straße oder für andere Alternativen zu entscheiden. »Das Angebot geht deutlich über das hinaus, was wir anderen anbieten«, sagt Frank Hilker, Referent beim Sozialdezernat der Stadt. So habe man sich darauf eingelassen, dass alle BewohnerInnen des Hauses gemeinsam in ein anderes Haus ziehen könnnen und man habe Tierhaltung zugesagt, was normalerweise in Obdachlosenunterkünften nicht erlaubt sei. Er hofft, dass der Weg der Kommunikation mit den BewohnerInnen zum Erfolg führt.