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»So ein Fehler darf nicht passieren« (Teil 3)



In der Ägide Klaus Zwickels hat die IG-Metall erstmals in ihrer Geschichte eine Öffnung des Flächentarifvertrags betrieben. Sollte Ihrer Ansicht nach dieser Kurs beibehalten werden?

Die Realität zwingt uns letztendlich dazu. Wir haben diese Regelung in Nordrhein-Westfalen schon seit vielen Jahren. Interessanterweise hat dies in der Öffentlichkeit nie große Beachtung gefunden. Nur im Zusammenhang mit dem aktuellen Tarifabschluss in Baden-Württemberg ist darüber berichtet worden, dass es dort eine Öffnungsklausel gibt. Allerdings nicht unkonditioniert, sondern nur dann, wenn ein Betrieb nachweislich in einer Krisensituation ist. Und wenn nicht nur die Beschäftigten einen Beitrag leisten, um aus der Krise herauszukommen, sondern alle Beteiligten und es einen nachvollziehbaren Sanierungsplan gibt. Dann sind wir bereit, einen entsprechenden Sanierungstarifvertrag abzuschließen. Nicht nach dem Motto: ›Jeder der kann, bedient sich daraus.‹ Und die Beschäftigen müssen dann noch entscheiden, ob sie bereit sind, diesen Weg mitzugehen.


In den Tarifauseinandersetzungen im Osten ging es um die 35-Stunden-Woche. Ist durch die Niederlage der IG-Metall dort das Thema erst einmal verbrannt? Und: Ist Arbeitszeitverkürzung nicht nach wie vor der richtige Weg?

Es ist theoretisch und praktisch die richtige Richtung, weil wir auch heute in Bielefeld das Instrument der Arbeitszeitverkürzung einsetzen, um Arbeitsplätze zu sichern. Allerdings in der Regel heute die Arbeitszeitverkürzung in der Form, dass es keinen Lohnausgleich gibt und die Arbeitszeit, was unser Tarifvertrag auch zulässt, auf 30 Stunden reduziert wird. Dafür sind betriebsbedingte Kündigungen ausgeschlossen. Damit ist letztlich der Beweis angetreten, dass man mit Arbeitszeitverkürzung Arbeitsplätze sichern kann. Auf der anderen Seite muss man auch ganz realistisch einschätzen, welche Akzeptanz eine allgemeine Arbeitszeitverkürzung innerhalb der Mitgliedschaft hat. Ganz außen vor gelassen die Gesellschaft, wo wir eine Diskussion um die Verlängerung der wöchentlichen Arbeitszeit erleben. Es ist nicht so, dass unsere Mitglieder die Forderung nach Verkürzung der Arbeitszeit erheben würden, im Gegenteil: Es gibt starke Vorbehalte. Und vor diesem Hintergrund hätte man die Frage der verkürzten Arbeitszeiten im Osten auch sehr kritisch diskutieren müssen, ob dort die Akzeptanz dafür auch vorhanden ist. Ich habe meine Zweifel daran, was die Stimmung im Osten betrifft auf Grund von Gesprächen, die ich mit Betriebsräten aus den neuen Bundesländern geführt habe.


Aber Stimmungen fallen nicht vom Himmel sondern werden gemacht. Da gibt es Protagonisten auf der politischen Ebene. Ist die IG-Metall zu schwach oder ungewillt, Stimmung für Arbeitszeitverkürzung zu erzeugen?

Das hängt mit der Entwicklung der Realitäten zusammen. Wir haben seit Jahren eine Diskussion darüber, dass eigentlich länger gearbeitet werden müsste. Es gibt eine Diskussion über die Abschaffung von Feiertagen. Argumente wie: ›Wir haben die kürzesten Arbeitszeiten, wir haben den längsten Urlaub und deswegen geht es der Wirtschaft so schlecht.‹ Dann haben die Kollegen in den Betrieben konkrete Erfahrungen gemacht mit der Umsetzung der Arbeitszeitverkürzung. Stichwort: Flexibilisierung der Arbeitszeit. Dass, was wir mal geträumt haben, nämlich 5 mal 7 Stunden gleich 35 Stunden in der Woche, den Betrieb gibt es sicherlich auch noch in Bielefeld, der die Arbeitszeitverkürzung so umsetzt. Er ist aber die ganz große Ausnahme.