Webwecker Bielefeld: peters02

»So ein Fehler darf nicht passieren« (Teil 2)



Beim Gewerkschaftstag, wie stimmen da die Bielefelder Delegierten?

Wir haben fünf Delegierte. Ich weiß nicht, wie die wählen. Bei uns gibt es da keine Verpflichtungen. Das muss jeder Delegierte für sich entscheiden. Innerhalb der IG-Metall Bielefeld gibt es Mitglieder, die meine Kritik teilen. Aber es gibt auch Mitglieder, die mich dafür kritisieren, dass ich Peters so kritisiert habe. Wichtig ist, dass der Gewerkschaftstag ein deutliches Signal nach außen hin setzt, dass es innerhalb der IG-Metall zwar unterschiedliche Strömungen gibt, aber beide Strömungen in der Sache zusammengebracht werden. Wir brauchen einen Vorstand, der integriert und wir müssen uns auf die inhaltliche Diskussion konzentrieren.


In den Medien wurde im Konflikt gerne mit den Begriffen ›Traditionalisten‹ und ›Modernisierer‹ operiert. Wie würden Sie sich da einordnen?

Das ist ein hervorragendes Schubladendenken. Berthold Huber wird als Modernisierer bezeichnet, hat aber den letzten Arbeitskampf geführt. Arbeitskämpfe ordnet man eigentlich bei den Traditionalisten ein. Jürgen Peters wird als Traditionalist bezeichnet, hat aber in dem Tarifgebiet, wo er Bezirksleiter war, bei VW, die meisten differenzierten Tarifverträge abgeschlossen, die man nach der Schublade Berthold Huber zuordnen würde. Solche Schubladen passen relativ wenig. Es geht eigentlich mehr darum, wie man Ansätze von Politik versteht, welches Führungsverhalten man an den Tag legt und inwieweit man in der Lage ist, Stimmungen aus der Mitgliedschaft, aber auch aus der Bevölkerung aufzunehmen. Das ist nämlich ein weiterer Kritikpunkt meinerseits an dem Arbeitskampf der IG-Metall im Osten.


Zwickel sagte bei seiner Rücktrittserklärung in Richtung des nicht anwesenden Peters, man müsse wirtschaftliche Gegebenheiten und die gesellschaftlichen Realitäten zur Kenntnis nehmen. Ist Peters nicht in der Lage dazu?

Er tut sich auf jeden Fall schwer. Sonst, meine ich, hätte es eine andere Einschätzung geben müssen, was in den neuen Bundesländern möglich ist. Es ist eine Fehleinschätzung gewesen, was die Unterstützung des Arbeitskampfes in den neuen Bundesländern betrifft, sowohl innerhalb der Mitgliedschaft als auch innerhalb der Bevölkerung. Und es hat eine fatale Fehleinschätzung gegeben, was die IG-Metall in der Lage ist, tatsächlich durchzusetzen, wie viel Betriebe man in einem Arbeitskampf führen kann. Sonst hätte man solch ein Desaster nicht erlebt, dass man erstmalig seit 50 Jahren einen Arbeitskampf abbrechen muss, ohne das es ein Ergebnis gibt. Und dass man jetzt den Arbeitgebern Danke sagen muss, dass sie uns anbieten, die Tarifverträge wieder in Kraft zu setzen.


Aber eine Kritik, wie sie Zwickel formuliert hat, nämlich dass durch den Streik auch die Produktion der westdeutschen Automobilindustrie getroffen wurde, ist das denn ein relevantes Kriterium für einen Streik?

Es kommt darauf an, wie man die Streiktaktik anlegt. Wir haben Streiks, wenn ich den Bereich der Metallindustrie nehme und die letzten Arbeitskämpfe, die wir durchgeführt haben, von der Planung her so angelegt, dass sie möglichst wenig Fernwirkung auslösen. Wir bekommen jetzt aber eine Diskussion, dass gesagt wird: ›Eine kleine Minderheit von Beschäftigten lösen die und die Fernwirkungen aus. Muss man vor diesem Hintergrund nicht das Streikrecht anders betrachten?‹ Ich halte es für fatal in der jetzigen politischen Debatte, dem politischen Gegner an dieser Stelle eine offene Flanke zu bieten. Die Diskussion hat bereits angefangen von den daran interessierten Politikern und wird in den nächsten Wochen verstärkt fortgesetzt nach dem Motto: ›Da missbraucht die IG-Metall das Streikrecht. Also müssen wir das Streikrecht ein weiteres Mal einschränken.‹ Das ist die Befürchtung, die ich habe, dass wir uns dann politisch nicht entsprechend wehren können.