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Die Schulversorgung in Nicaragua ist schlecht. Partnerschaften zwischen Bielefeld und Esteli sind keine Lösung, helfen aber punktuell weiter
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Im Nordwesten Nicaraguas liegt Esteli – Partnerstadt Bielefelds. Eine kleine Delegation war vor Ort, um die Stadt und die Projekte der Partnerschaft zu sehenVon Manfred HornEsteli liegt in einem Tal im Nordwesten Nicaraguas. In der hügeligen Gegend Richtung Honduras wird Tabak, Cafe aber auch viel Gemüse und Obst angebaut. Eine kleine Stadt mit circa 70.000 Einwohnern, die Hälfte der Bewohner ist unter 16 Jahre alt. Eine Stadt, zu der Bielefeld seit 1983 Beziehungen hält. Nach langen Jahren der Patenschaft folgte 1995 schließlich die offizielle Partnerschaft zwischen beiden Städten.
Esteli ist eine der wenigen Städte, die seit der sandinistischen Revolution Ende der 1970er Jahre von einem sandinistischen Bürgermeister regiert wird. Offensichtlich mit relativ großem Erfolg: Erst vor kurzem gewann die Stadt den Preis für »hervorragende Transparenz, Redlichkeit und Effizienz der Verwaltung sowie aktive Bürgerbeteiligung« der Kommission ›Ethik und Transparenz‹. Eine besondere Auszeichnung in einem Land, in dem Korruption nicht unüblich und der Staat auf dem Rückzug aus öffentlichen Aufgaben ist.
Vor allem im Welthaus wird die Städtepartnerschaft gemacht: Hier werden Hilfegelder verwaltet, Projekte angestoßen und Öffentlichkeitsarbeit für die Partnerschaft betrieben. Projekte, die sich auch Bielefelder Schulen, Gemeindegruppen und Kindergärten überlegen. Die Laborschule und die Gesamtschule Stieghorst beispielsweise haben Partnerschulen in Esteli. Die Stadt Bielefeld gibt kein Geld für Projekte, übernimmt aber Kosten, beispielsweise wenn ein Mitarbeiter des Welthauses nach Esteli reist. Dass es in Esteli – wenn auch in bescheidenem Umfang – aufwärts geht, davon konnte sich bei einer Delegationsreise im Oktober auch Inge Schulze, grünes Ratsmitglied und Lehrerin in der Gesamtschule Stieghorst überzeugen. Sie fuhr mit drei Kolleginnen, die Gesamtschule Stieghorst hat die Partnerschaft zu der Schule ›Sotero Rodrigez‹ in Esteli.
Inge Schulze lernte Esteli vor allem an Hand der bestehenden Projekte mit den Partnerstädten – insgesamt fünf europäische Städte – kennen. Sie wäre nicht grüne Kommunalpolitikerin, wenn ihr nicht besonders die Bürgerbeteiligung gefallen hätte. Anders als bei einfach aufgesetzten Entwicklungshilfe-Projekten, werde in Esteli sehr genau überlegt, wo die aus den Partnerstädten kommenden Mittel sinnvoll und gemeinsam mit der Bevölkerung eingesetzt werden können. Dazu gibt es in Esteli ein ›Casa del Mundi‹, in dem die Projekte verwaltet werden.
Groß war die Not nach dem Hurrican Mitch, der 1998 über das Land fegte. Der Fluss trat über die Ufer und überschwemmte alle Häuser nahe zu des Flusses, riss die Brücken nieder. »Der Fluss, normalerweise ein Rinnsaal, war plötzlich ein Kilometer breit«, erzählt Erika Stückrath, die im Welthaus die Städtepartnerschaft zu Esteli organisiert. Circa 700 Menschen wurden obdachlos. Als dies in Bielefeld bekannt wurde, gab es eine große Solidarität: Über 500.000 Mark spendete damals die Bielefelder Bevölkerung.