Für die Weiterentwicklung weiterer Bielefelder Schulen zu Offenen Ganztagsgrundschulen setzt sich die grüne Ratsfraktion ein. Seit dem laufenden Schuljahr beteiligen sich zwei Bielefelder Schulen, die Stapenhorstschule sowie die Grundschule Brake, an dem Landesprogramm, das eine Betreuung von Grundschüler/innen bis 16 Uhr vorsieht.
Obwohl es mehr interessierte Schulen gab, hatte die Ratsmehrheit Anfang diesen Jahres beschlossen, dass nur die beiden genannten Schulen teilnehmen durften. Aus Sicht der Grünen eine krasse Fehlentscheidung, die sowohl den Bedarf nach Ganztagsbetreuung als auch den Elternwillen ignoriere. Die Grünen werfen Oberbürgermeister David »provinzielles schulpolitisches Denken« vor. Die Grünen kündigen für die nächste Ratssitzung am 27. November einen Antrag zum Thema Offene Ganztagsgrundschule an.
Fraktionssprecherin Inge Schulze sagte: »Wir sind gespannt, ob Oberbürgermeister David seinen unverbindlichen Worten endlich Taten folgen lassen wird«. Der so angesprochene scheint indes seine sehr zurückhaltende Position gegenüber der Offenen Ganztagsgrundschule zu relativieren. Damit würde er dem Beispiel anderer CDU-regierter Städte wie Münster folgen, wo bereits wesentlich mehr Offene Ganztagsgrundschulen mit Beginn des Schuljahres an den Start gingen. David kündigte jetzt an: »Die Stadt Bielefeld wird sich als Schulträger im Rahmen ihrer Möglichkeiten an diesem Projekt beteiligen. Ich bin der Überzeugung, dass wir hier dem Elternwillen Rechnung tragen müssen.« David sieht die gesamtgesellschaftlichen Rahmenbedingungen so verändert, dass eine Ganztagsbetreuung oftmals notwendig und gewünscht ist. David wünscht sich allerdings ein weiterentwickeltes pädagogisches Konzept und genügend Lehrerinnen und Lehrer für die Offene Ganztagsgrundschule.
Gleichzeitig spricht David die Hoffnung aus, dass sich die Entscheidung für die Offene Ganztagsgrundschule »nicht als schädlich für die Horte darstellt, denn auch diese leisten einen wichtigen Beitrag«.
Von Hoffen und Wünschen wird die Welt nicht
Ein Kommentar von Manfred HornSchön, dass Eberhard David jetzt offensichtlich auch auf den Kurs Richtung Offene Ganztagsgrundschule einschwenkt, trotz aller Ambivalenz und Kritik, die sich zu Recht auf diese neue Schulform bezieht. Damit zieht David – mit einiger Verspätung – hinter anderen CDU-Bürgermeistern in NRW oder auch hinter Niedersachsens CDU-Schulministerin Ursula von der Leyen hinterher. Inhaltlich überzeugt ist er nicht, sonst würde er nicht mit dem Elternwillen argumentieren. In deren Namen werden dann weitere Offene Ganztagsgrundschulen in Bielefeld folgen.
Das ist nicht ungeschickt. Denn David deutet zugleich an, wo das Problem liegt, indem er die Hoffnung ausspricht, dass die Horte keinen Schaden nehmen. Er weiß selbst ganz genau, dass die Horte Schaden nehmen werden. Bis 2007 ist davon auszugehen, dass nahezu alle Horte in Bielefeld verschwunden sein werden, egal ob in Trägerschaft der Stadt oder der Wohlfahrtsverbände. Dann kann David sagen: Liebe Eltern, ihr wolltet es nicht anders.
Ein paralleles Ganztagsgrundschul- und Hortangebot lässt sich nämlich gar nicht finanzieren. Sollten bis 2007 rund ein Viertel aller Grundschüler die Möglichkeit haben, auch nachmittags in der Schule zu sein, so wären das NRW-weit circa 200.000 Kinder, in Bielefeld über 3.000. Doch das Land verdoppelt bis dahin lediglich die jährlichen Zuschüsse. Vierfache Nachmittagsschülerzahl bei nur verdoppelten Zuschüssen, wie sollen da die Horte bestehen bleiben?