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Manifeste für den Frieden (12.02.03)



Zahlreiche Prominente setzen sich gegen einen möglichen Krieg im Irak ein. Im Januar wurden drei überregionale Aufrufe öffentlich: Die sogenannte »Berliner Erklärung«, unterzeichnet unter anderen von Hartmut von Hentig. Er gründete das Bielefelder Oberstufenkolleg. Einen »Aufruf zu einer weltweiten Koalition für Leben und Frieden« stellte eine andere Gruppe vor, unter ihnen Michael Boutellier. Er gründete in Bielefeld das IBZ an der Teutoburger Straße mit, war jahrelang SPD-Oberbürgermeister Lübecks und ist 2001 aus der SPD ausgetreten, weil er deren außenpolitischen Kurs nicht mehr mittragen wollte. Als drittes Manifest geriet die »Hamburger Erklärung« in Umlauf, in der Bundestagsabgeordnete von Bündnis90/ die Grünen und der SPD ihr Nein zum Krieg erklären








Berliner Erklärung



Der Krieg gegen den Terrorismus funktioniert nicht. Jede Woche hören wir von Bombenexplosionen und Geiselnahmen in verschiedenen Teilen der Welt: Moskau, Bali, Mombassa.

Der Krieg gegen den Terrorismus kann gar nicht funktionieren. Er kann es nicht, weil Terrorismus ein Verbrechen ist, die neue Form einer global agierenden privatisierten Gewalt. Das Wort »Krieg« spricht dem Terroristen die Würde eines feindlichen Kriegers zu. Er ist aber ein Verbrecher. Das Wort »Krieg« teilt die Welt auf in solche, die »zu uns« und solche, die »zu ihnen« gehören. Dies ist genau das, was die Terroristen wollen. Der Krieg gegen den Terrorismus bringt immer neue Gewalt über unschuldige Menschen und nährt Gefühle des Hasses und der Rache, die zum Terrorismus führen.

Wir befinden uns am Rande einer Eskalation weltweiter Gewalt. Sie könnte Züge annehmen, die dem israelisch-palästinensischen Konflikt ähneln, nur eben im globalen Maßstab. Der drohende Teufelskreis der Zerstörung und Selbstzerstörung könnte die Verwendung nuklearer, chemischer und biologischer Waffen einschließen, aber auch weitere Akte des Völkermords, unvorhersehbare terroristische Anschläge, ganz abgesehen von »vorbeugenden Schlägen« der USA, die sich als kontraproduktive Schläge erweisen werden.

In unserer globalisierten Welt, in der alle von allen abhängig sind, gibt es keinen gerechten Krieg. Was wir brauchen, ist legitime Gewalt (force) zur Eindämmung von privatisierter Gewalt (violence). Daher gibt immer noch Aufgaben für militärische Streitkräfte. Sie müssen internationales Recht durchsetzen und Menschen beschützen, also tun, was Polizei tun sollte, wozu sie aber nicht mehr in der Lage ist.

Wir rufen alle auf, Regierungen, Parlamente, nichtstaatliche Organisationen, Wissenschaftler, Künstler, Universitäten, Kirchen, und Glaubensgemeinschaften, Medien, alle, die ihre Verantwortung als Bürgerinnen und Bürger spüren, dem Krieg und dem Unilateralism entgegenzutreten und die Kräfte zu bündeln für eine andere Strategie zur Bekämpfung des Terrorismus. Diese Strategie muß auf multilaterale Zusammenarbeit setzen und die Errichtung einer globalen Rechtsordnung zum Ziel haben. Darin sollte eingeschlossen sein: