Das Wohnzimmer als Kommunikationsort gegen den Krieg: Der Bielefelder Christoph Weber-Schlauss setzt sich mit seinen Internetseiten für eine bessere Welt und gegen den drohenden Krieg im Irak einVon Manfred Horn»Für eine bessere Welt«. Eine Parole, so knapp, allgemein wie richtig. Sie ist auch das Leitmotiv eines Bielefelder Internetprojekts. Die Seite www.gegensaetze.de greift dabei seit ihrer Gründung im Jahr 2000 Themen wie Leitkultur, Wehrmachtsausstellung, Kosovo-Krieg und Gewalt gegen Frauen auf. Das neueste Thema ergab sich da fast schon zwangsläufig: der drohende Krieg gegen den Irak.
Gemacht wird »Gegensaetze« von Christoph Weber-Schlauss. Der Bielefelder war vor zehn Jahren am Protest gegen den damaligen Golfkrieg beteiligt. Inzwischen ist er Familienvater und berufstätig. Da bleibt nicht mehr viel Zeit für Politik: »Auf Grund von Beruf und Familie kann ich mich nicht mehr so in Initiativen engagieren, wie ich es früher einmal gemacht habe«, sagt Weber-Schlauss. Geblieben aber ist der Drang, die Welt verändern zu wollen. Also suchte sich Weber-Schlauss das Medium, mit dem er vom Wohnzimmer aus seine Ideen in die Welt transportieren kann. »Das war am Anfang durchaus idealistisch. Tatsächlich habe ich inzwischen erfahren, dass meine Seite wenig Beachtung findet«. Gründe: Die Seite ist nicht Ausdruck einer Bewegung, sondern Produkt einer Einzelperson. Und: Weber-Schlauss ist Autodidakt, dem nach eigener Aussage noch die Kenntnisse fehlen, innerhalb des Internet auf die Seite aufmerksam zu machen. Dies sei auch schwierig, heutzutage würden »kommerzielle Interessen die Ströme im Internet leiten«. Dennoch glaubt er nach wie vor an die Möglichkeit, an verschiedenen Orten über das Internet verbunden an einem Projekt zu arbeiten.
Wichtig sind Weber-Schlauss Inhalt und Ästhetik der »Gegensaetze«-Seiten. Sein politisches Tagebuch nimmt kritisch Stellung zu virulenten politischen Diskursen. Ein Manifest verkündet vorläufige Thesen über die bestehenden Verhältnisse und über die Welt, so wie sie sein könnte. Da heißt es zum Beispiel: »Wir streben eine Welt an, in der die materiellen Ressourcen gerecht verteilt sind und die Grundbedürfnisse aller Menschen befriedigt sind.« Zum drohenden Irak-Krieg hat er Dokumente auf die Seite gestellt wie die im Dezember 2002 verabschiedete UN-Resolution. Ein Krieg gegen Irak sei unvermeidlich: »Ökonomisch spricht einfach zu viel für einen Krieg. Es kann jetzt nur noch darum gehen, den Preis dafür hochzutreiben«. Dass heißt, dieser Krieg soll möglichst viel Protest erfahren.
Ästhetisch arbeitet Weber-Schlauss mit wenigen, zum Teil selbst produzierten Bildern. Die gemalten Bilder wirken wie Kinderzeichnungen, sind aber sein Produkt: »Ein Experiment«. Schlauss will sich damit von der Bilderflut der Massenmedien abgrenzen, die geradezu zum Losschlagen dränge. »Das gilt auch für kritischere Massenmedien. Beim Thema Irak sind überall Düsenjäger und Flugzeugträger zu sehen«.
Das Besondere an den »Gegensaetze«-Seiten sieht Weber-Schlauss auch in der Mischung globaler politischer Informationen wie jetzt zum möglichen Irak-Krieg und lokalen Informationen. Auf den Seiten stehen eben auch die lokalen Termine der Anti-Kriegsbewegung.
Auch wenn Weber-Schlauss nur sporadisch an dem Projekt arbeitet, »eine Freiheit die ich mir nehme«, sucht er MitstreiterInnen, die an den »Gegensaetze«-Seiten mitarbeiten. Zumindest aber freut er sich auf Resonanz und Diskussion. Dafür hat er auf den Seiten ein Gästebuch gestaltet und ist selbstverständlich über E-Mail erreichbar.
Die Seiten im Netz: www.gegensaetze.de
Kontakt per Mail: kontakt@gegensaetze.de Ein Gegen-Satz gegen Hunger auf der Welt