Migranten arabischer Herkunft in USA unter Pauschalverdacht (15.1.03)
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Los Angeles: Demonstration gegen Registrierungen
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Seit Ende September 2002 werden in den USA Bürger aus 21 Staaten dazu aufgefordert, sich bis 10. Januar bei der Einwanderungsbehörde INS (Immigration and Naturalization Service) registrieren zu lassen. Es handelt sich um Staatsangehörige aus 20 muslimischen Ländern sowie Nordkoreaner. Bei der Registrierung werden sie fotografiert, ihre Fingerabdrücke werden genommen. Außerdem werden sie verhört und müssen die Namen und Adressen von Freunden und Verwandten angeben. Seit 1999 lebt in New York der marokkanische Architekt Hassan L. (Name geändert). Er ist in der dortigen Friedensbewegung aktiv und kämpft gegen die Maßnahmen der INS. Mario A. Sarcletti hat am 9. Januar mit ihm gesprochen.Mario A. Sarcletti: Herr L., wie wurden Sie denn informiert, dass Sie sich registrieren lassen sollen? Haben Sie einen Brief gekriegt?
Hassan L: Nein, wir wurden gar nicht informiert. Jede Information, die wir haben, haben wir, weil wir politisch engagiert sind. Wir lesen die Zeitung, schauen auf die Internetseite der Einwanderungsbehörde. Das sind die Menschen, die davon erfahren haben. Aber niemand wurde von der Behörde kontaktiert.
MAS: Eine Menge Menschen könnte also gar nichts von diesem Problem wissen.
HL: Die Mehrheit der Menschen weiß davon nichts. Denken Sie an die Menschen, die Englisch nicht lesen können, das sind eine ganze Menge hier. Die Informationen auf der Webseite der Einwanderungsbehörde sind auf Englisch und am Ende der Seite steht dann auf Englisch: Wenn Sie nicht Englisch sprechen, bringen Sie zum Verhör einen Dolmetscher mit.
MAS: Kennen Sie jemanden der schon da war?
HL: Ja, ich kenne einige, die schon beim INS waren. Ein paar machten gute Erfahrungen, andere schlechte.
MAS: Was passiert da?
HL: Eine Menge Leute, die da waren, sprechen darüber, wie ignorant die Beamten da sind. Die kennen die Regeln nicht. Eine Menge Menschen sind dahin gegangen, weil sie ein schwebendes Einwanderungsverfahren haben und darauf warten ihre Papiere zu bekommen. Weil ihre Papiere aber noch nicht fertig sind wurden sie verhaftet und später fanden sie heraus, dass sie illegalerweise inhaftiert wurden. Die Beamten haben also einen Fehler gemacht. Alleine in Los Angeles wurden 1000 Männer verhaftet und unter menschenunwürdigen Bedingungen festgehalten. Da gibt es das Beispiel eines Mannes der zur Registrierung kam und in Haft starb, weil ihm medizinische Versorgung verweigert wurde.