MAS: Das klingt ja gefährlich. Wann gehen Sie dahin?
HL: Weil ich erst vor zwei Tagen wieder zurück in die USA gekommen bin, bin ich von der Regelung ausgenommen. Sie gilt nur für Menschen, die vor dem 30. September einreisten. Aber selbst wenn ich dahin müsste, würde ich nicht hingehen. Ich akzeptiere es aus ideologischen Gründen nicht, verhört zu werden, mich fotografieren zu lassen und mir die Fingerabdrücke abnehmen zu lassen. Die zweite Sache ist übrigens, wenn man sich noch länger als ein Jahr in den USA aufhält, muss man sich innerhalb von zehn Tagen nach dem Jahrestag wieder bei der Einwanderungsbehörde melden. Außerdem muss man sich bei jedem Wohnort- oder Arbeitsplatzänderung melden, genauso wenn man die Schule oder die Uni wechselt. Und wenn man die Vereinigten Staaten verlassen will, muss man sich bei der Behörde melden, die einem sagt, von welchem Flughafen aus man ausreisen darf. Ich lebe zum Beispiel in New York, gehe hier zur INS und alles ist ok. Sie können dann aber zu mir sagen: Das Einzige ist, wir werden Ihnen nicht erlauben, von New York aus zu fliegen. Sie müssen von New Orleans ausreisen. Nur: Die Flüge nach Marokko gehen ab New York.
MAS:Was ist der Sinn von dem Ganzen?
HL: Der Sinn ist, vermute ich, dem amerikanischen Volk zu zeigen, dass die Regierung etwas wegen dieser Terroristen und so tut. Es macht sonst nicht viel Sinn, weil sich ein Terrorist nicht registrieren lassen wird.
MAS:Klar, ich würde auch nicht hingehen, wenn ich ein Terrorist wäre.
HL: Das sag ich ja. Das hilft ihnen nicht im Kampf gegen den Terrorismus. Die Leute, die hingehen um sich registrieren zu lassen, warten auf ihre Greencard. Es gibt den Fall eines Mannes, der ist mit seiner amerikanischen Frau und seinem Anwalt zur INS, aber seine Papiere waren noch nicht fertig. Er wurde verhaftet, sie haben ihn ins Gefängnis gesteckt. Als seine Frau und der Anwalt nach ihm fragten, sagten sie: Wir haben hier den Namen nicht. Sie wissen nicht, wo der Mann ist. Wir erfahren von den Behörden auch nicht, wieviele Leute inhaftiert sind.
MAS: Das klingt ja nach Chile unter der Militärdiktatur oder vielleicht der DDR.
HL: Ja irgendsowas, eine Menge Menschen ziehen Vergleiche zwischen dem hier und dem Naziregime. Glücklicherweise gibt es einige Gruppen von amerikanischen Bürgern, die meisten stammen aus Ländern wie etwa Pakistan oder Indien, die gehen zur Einwanderungsbehörde, versuchen sich zu beschweren und unterstützen die Immigranten. Es gibt aber auch ein paar Amerikaner", im Sinne von blond und blauäugig, aber nur ganz wenige. Am 10. Januar, dem letzten Tag der Registrierung, wollen diese US-Bürger hier in New York zur Behörde gehen und verlangen, dass sie auch registriert werden, wie jeder Ausländer. Aber das sind nur wenige, so etwa 50 Aktivisten, die versuchen werden, das zu machen. Da sind Vertreter der Grünen dabei oder von Organisationen wie Kein Blut für Öl", die hier in New York eine gute Arbeit machen. Aber es ist keine Massenbewegung von US-Bürgern, der durchschnittliche wie wir ihn nennen amerikanische Joe kommt nicht um den Einwanderern zu helfen, im Gegenteil, diese Leute unterstützen diese Gesetze.