Webwecker Bielefeld: profstud

Professorale Studiengebühren (08.02.2006)







Am vergangenen Mittwoch stellte der Senat der Universität Bielefeld die Weichen dafür, dass für ein Studium an der Hochschule künftig bezahlt werden muss. Ob es dazu kommt, hängt nicht zuletzt von den Studierenden ab. Die haben zwar im Senat nur vier Sitze, die 250 Professoren jedoch zwölf. Aber die Studierenden sind plötzlich aufgewacht, fast 3000 von ihnen verfolgten die emotionale Satzung des Gremiums im Auditorium Maximum der Universität. Einige hundert besetzten im Anschluss das Rektorat und demonstrieren Kampfeswillen.


Von Mario A. Sarcletti

»Rücktritt, Rücktritt«. Immer wieder schallten rhythmische Sprechchöre am Mittwoch, den 1. Februar 2006, durch das Audi Max der Universität, man konnte den Ärger der etwa 3000 Studierenden, die zur Senatssitzung gekommen waren, förmlich spüren. Die Rufe galten dem Rektor der Universität, Dieter Timmermann. Denn der bringt nicht nur die Einführung der Gebühren von bis zu 500 Euro voran, er hat sich auch mit seiner Informationspolitik den Zorn der Studierenden zugezogen (WebWecker berichtete).

»Noch schlimmer als unser politischer Dissens ist ihr Vorgehen«, warf Ingo Bowitz, studentisches Senatsmitglied der grünen hochschulgruppe*offene Liste (ghg*ol) dem Rektor vor. Denn der hatte ein Papier, das den Senatsmitgliedern zum Thema zugehen sollte, vorab an die Neue Westfälische weitergegeben. Zudem habe Timmermann das Papier entgegen sonstiger Gepflogenheiten nicht in der Zentralen Lehrkommission vorbereiten lassen, kein Gespräch mit den Studierendenvertretern gesucht, kritisierte Bowitz. »Informationen wurden Senatoren vorenthalten, das ist ein Skandal«, fand er deutliche Worte. Er forderte vom Senat die Einrichtung einer »Rektorenfindungskommission«. Der Antrag, den er mit einem Verstoß Timmermanns gegen die von der Grundordnung vorgeschriebene »vertrauensvolle Zusammenarbeit« von Senat und Rektorat begründete, fiel bei der Senatssitzung aber unter den Tisch.

Ein konstruktives Misstrauensvotum würde wahrscheinlich im Senat auch nicht durchkommen. Denn die mehr als 17.000 Studierenden wählen vier Vertreter in das Gremium, die 250 Professoren zwölf, dazu kommen zwei Vertreter der nicht-wissenschaftlichen sowie vier der wissenschaftlichen Mitarbeiter. Und nicht einmal auf ihre eigenen Vertreter können sich die Studierenden verlassen: Das Senatsmitglied des Rings Christlich Demokratischer Studenten (RCDS), Christian Hermelingmeier, stimmte für den Antrag des Rektorats. »Uns verwundert es nicht, dass der RCDS der Parteilinie folgt« kommentierte Martin Isbruch von der ghg*ol später das Abstimmungsverhalten seines Kommilitonen. Das Rektorat wurde schließlich mit 15 Ja-Stimmen, 3 Enthaltungen und 3 Gegenstimmen der restlichen studentischen Senatoren beauftragt für die Senatssitzung am 3. Mai eine Beitragssatzung zu erarbeiten. »Fühlen sie als Professoren sich ausreichend legitimiert, in die Finanzplanung von zigtausend Studierenden einzugreifen«, fragte Martin Isbruch von der ghg*ol die professoralen Senatoren angesichts der Sitzverteilung im Senat, bekam aber wie auf viele andere Fragen und Argumente keine Antwort aus deren Reihen. Ingo Bowitz sprach angesichts der Mehrheitsverhältnisse von »professoralen Studiengebühren«.

Dass die Professoren mehrheitlich für den Antrag stimmen würden, konnte zu Beginn der Sitzung bereits vermutet werden. Schließlich hatten in den Tagen davor Gespräche zwischen Rektorat und den Professoren sowie mit dem »Mittelbau« stattgefunden. »Ich will nicht wissen, was Timmermann denen versprochen hat«, äußerte sich ein Studierendenvertreter schon vor der Sitzung.