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Dissensgespräche an der Uni (15.02.2006)





Man redet miteinander: Rektor Dieter Timmermann Studierendenvertreter Ingo Bowitz



Nach der turbulenten Senatssitzung vom 2. Februar schien es kaum vorstellbar, dass sich Studierendenvertreter und Rektorat so schnell wieder an einen Tisch setzen. Doch bereits Ende vergangener Woche fanden Gespräche des Rektorats mit den Fachschaften sowie den studentischen Senatoren statt, die im Senat die Hochschulleitung heftig angegriffen hatten. Am Freitag informierten der studentische Senator Ingo Bowitz und Rektor Dieter Timmermann auf einer Pressekonferenz darüber, dass zwar immer noch Dissens in der Studiengebührenfrage herrscht, man aber miteinander sprechen wolle.


Von Mario A. Sarcletti

»Herr Timmermann, sie sind nicht mehr der Rektor der Studierenden. Herr Timmermann ich fordere sie auf zurückzutreten«, schloss Ingo Bowitz, studentisches Senatsmitglied, am 1. Februar unter dem tosenden Applaus von 3000 Kommilitonen seine emotionale Rede im Senat der Universität Bielefeld. In der Sitzung hatten die mehrheitlich professoralen Senatoren das Rektorat beauftragt eine Beitragssatzung für die Einführung von »Studienbeiträgen« zu erstellen. Für viele Beobachter stellte der Beschluss eine Grundsatzentscheidung für Studiengebühren dar, entsprechend explosiv war die Stimmung im voll besetzten Auditorium Maximum der Universität.

»Die Vorlage beinhaltet keinen Grundsatzbeschluss, es war ein Verfahrensbeschluss«, rückte Rektor Dieter Timmermann bei einer Pressekonferenz am Freitag die Wahrnehmung vieler zurecht. »Vielleicht ist durch die Art, wie der Antrag formuliert war, dieser Eindruck entstanden« räumte Timmermann ein. Ingo Bowitz zeigte sich erfreut darüber, wie das Rektorat den Beschluss einschätzt, sieht darin aber eine »Uminterpretation«. Damit hat er nicht ganz Unrecht. Noch am 8. Februar erklärte das Rektorat in einer Stellungnahme, dass die Hochschulleitung es für wichtig gehalten habe, »dass sich der für die Entscheidung über Studienbeiträge Senat noch vor Beginn der vorlesungsfreien Zeit in einer ersten Lesung grundsätzlich [Hervorhebung MAS] mit der Thematik befasst«.

Die Klarstellung seitens des Rektorats ist ein Ergebnis eines Gesprächs mit den studentischen Senatoren von grüner hochschlgruppe*offener liste und UNIted, mit dem Vertreter des Rings Christlich Demokratischer Studenten bestand eigentlich kein Gesprächsbedarf, denn er stimmte für den Antrag des Rektorats. Das Gespräch sei in einer guten und konstruktiven Atmosphäre verlaufen, versicherten beide Seiten am Freitag.

»Größerer Informationsbedarf«

Ein weiteres Ergebnis des Treffens ist, dass das Rektorat nicht mehr auf dem Plan besteht, den Senat die Einführung der Studiengebühren von 500 Euro pro Semester bereits in der nächsten Sitzung am 3. Mai beschließen zu lassen. »Wir haben eingesehen, dass in der Universität noch ein größerer Informationsbedarf besteht«, erklärte der Rektor sein Einlenken in der Frage. Zur Information der Hochschulangehörigen werde zum Anfang des Sommersemesters ein »dies academicus« stattfinden, kündigt er an. Einen ganzen Tag sollen sich alle Mitglieder der Universität mit dem Thema auseinandersetzen, auch Experten von außerhalb sollen Pro und Contra der Gebühren erläutern. Ingo Bowitz begrüßt es, dass nicht mehr am 3. Mai als dem Tag festgehalten wird, der in die noch junge Geschichte der einstigen Reformhochschule eingehen wird. »Es ist gestern bei den Gesprächen mit anderen Senatoren klar geworden, dass noch in allen Statusgruppen diskutiert werden muss«, erklärte er.