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»Ich bin ein Synthese-Typ«



Sabahhatin Karakoc will für die PDS in den Bundestag
»Lieblingsposition Spielmacher«. Sabahhatin Karakoc, PDS-Kandidat für den Bundestag, im Gespräch mit dem WebWecker




WebWecker: Auf welchem Platz landet dieses Jahr Arminia Bielefeld in der ersten Liga?

Sabahhatin Karakoc: Ich bin ja Arminia-Fan. Ich würde Platz 6 oder 7 sagen.


Wenn Sie Fußball spielen, sind Sie lieber Linksaußen oder tummeln Sie sich gerne im Mittelfeld?

Ich habe außer Torwart alle möglichen Positionen gespielt. Meine Lieblingsposition aber ist die des Spielmachers im Mittelfeld.


Was bedeutet für Sie Bielefeld in drei Stichworten?

Keine Riesenmetropole, aber auch kein kleines Kaff. Ich hänge an Bielefeld mit seinem Teutoburger Wald und mit der Mentalität der Menschen.


Wenn Bürger sagen, Sie gehen nicht zur Wahl, weil die im Bundestag vertretenen Parteien korrupt sind, was antworten Sie?

Es gibt viele Gründe für eine Parteienverdrossenheit. Das Wahlrecht ist aber ein Recht, von dem man Gebrauch machen sollte. Die PDS setzt sich dafür ein, dass zudem direkte Demokratie gefördert wird, also Volksbegehren und Volksentscheide. Aber ich möchte jetzt alle Bürger ermutigen, zur Wahl zu gehen. Ob sie wollen oder nicht, sie sind von der Politik betroffen.


Sehen Sie die Türkei nach den jüngsten Beschlüssen des türkischen Parlaments zur Demokratisierung der Medien, inklusive der Zulassung der kurdischen Sprache und der Abschaffung der Todesstrafe in Friedenszeiten auf dem Weg in die EU?

Grundsätzlich ist die Türkei eine Brücke zwischen Asien und Europa. In der Politik der Türkei finden sich zwar nach wie vor einige Defizite, die vor kurzem beschlossenen Reformen sind ein richtiger Weg. Die Türkei wird alle Kriterien erfüllen, nicht nur, um in die EU aufgenommen zu werden, sondern weil es ein Bedürfnis der türkischen Bevölkerung nach mehr Demokratie, nach universellen Menschenrechten gibt.


Aber die Abschaffung der Todesstrafe wurde vom türkischen Parlament entscheidend eingeschränkt: Außerhalb von Friedenszeiten kann sie nach wie vor verhängt werden. Aber wann ist Frieden, wann ist Krieg?

Selbstverständlich reichen die Beschlüsse nicht aus. Allerdings muss man sich auch die Geschichte der Türkei vor Augen halten. Der Staat und das Militär waren stark, es gab kaum eine Demokratie von unten. Die Bevölkerung hat sich mit vielem abgefunden. Insofern ist es für mich ein wichtiger erster Schritt. Die kurdische Seite hat ja bereits auch erklärt, der Krieg sei vorbei und man wolle demokratisch über die Rechte der Kurden verhandeln. Das finde ich sehr gut.


Wie beschreiben Sie ihre Identität? Als deutsch, türkisch oder kurdisch?

Ich studiere Diplompädagogik. Interessanterweise habe ich da auch ein Seminar zum Thema interkulturelle Bildung. Da wurde gesagt, dass es für Menschen mit Migrationshintergrund drei Typen gibt: Den der völligen Assimilation, als Gegensatz dazu der Migrant der sich vollkommen abschottet. Und es gibt den Synthese-Typen, der sich von allen Kulturen die positiven Aspekte heraussucht. So würde ich mich auch betrachten. Ich fühle mich zu allen drei Kulturen zugehörig.