Als weitere Gefahr für die »intellektuelle Fremdenfreundlichkeit« nannte Dollase die Aussage »Ich bin ja o.k., aber die anderen ...«, dass Intellektuelle glauben, sie seien gegen Fremdenfeindlichkeit immun. Zudem würden sie zu sehr auf Programme und Projekte gegen Rechts bauen. »Die haben oft Alibifunktion, sind nicht mit dem Alltag vereinbar und ändern ihn nicht«, kritisierte Dollase entsprechende Konzepte. »Ich kann nicht mit einem Koffer ankommen, auf dem »gegen Rassismus« steht, und glauben, dass ich damit den Rassismus bekämpfe«, sagte Dollase. Spiele wie »brown eye blue eye« könnten zwar bis zu einem gewissen Grad sensibilisieren, verändern würden sie aber nicht viel.
»Du bist die Präventionsmethode«, lautet stattdessen das Credo Dollases, der Wert darauf legt, dass er den Slogan vor der »Du bist Deutschland« Kampagne geprägt hat. »Fremdenfeindlichkeit verschwindet im Kontakt von Mensch zu Mensch«, erläuterte er das Konzept, das aus vier Bausteinen besteht. Erstens sei Wissen eine Waffe gegen Fremdenfeindlichkeit. Es gehe dabei aber nicht um den Erwerb enzyklopädischen Wissens. »Schon das subjektive Gefühl des Wissens hilft bei der Prävention«, meint Dollase. Als Beispiel nennt er einen befreundeten Afrikaner, der Kindergartenkindern etwas über Afrika beibringt. In den Köpfen herrsche das Bild, dass Afrika gleich Busch und Hütte sei. »Wenn die Menschen dann sehen, da gibt es Städte, Autos, Telefon, ist etwas erreicht«.
Ein zweiter Faktor der Prävention sei der Kontakt. »Aber Skinheads nach Anatolien zu schicken hat nichts gebracht«, schränkt Dollase ein und nennt Bedingungen, unter denen Kontakt gegen Fremdenfeindlichkeit hilft. Der müsse auf Augenhöhe stattfinden und kooperatives Arbeiten für ein gemeinsames Ziel umfassen. Sinnvoll sei auch, dass Autoritäten den Kontakt fördern und es zu einer persönlichen Bekanntheit komme. Auch hier legte Dollase empirische Belege für seine These vor. Mit einem Diagramm zeigt er das Ergebnis einer Studie mit 7800 Schülern in NRW. »Je höher der Ausländeranteil in einer Klasse ist, desto weniger Ablehnung haben die türkischen Schüler erfahren«, führte er anhand der Befragung von etwa 3000 Hauptschülern in der Studie aus. »In den ostdeutschen Bundesländern gibt es zu wenig Ausländer«, beschrieb er die Problematik.
Auch seine neueste Studie zu Islamophobie, die im September veröffentlicht wird, belegt seine These. »Wenn der Kontakt zu Muslimen privat und häufig ist, bekommen die gute Noten«, zeigte Dollase. Studierende haben das offensichtlich erkannt, die Hälfte wünscht sich mehr Kontakt zu Muslimen. Unter Polizisten hingegen glauben 40 Prozent, dass mehr Kontakt nicht nötig sei. Ebenso viele möchten keinen muslimischen Nachbarn, ähnliche Werte erreichen nur Schüler.
Für den Kampf gegen Fremdenfeindlichkeit ist zudem das Aufbrechen von Gruppenidentitäten wichtig. Dollase spricht vom Dekategorisieren und Rekategorisieren. Mancher Pädagoge, der es gut meint, mache allerdings genau das Gegenteil. »Da wird dann festgelegt, dass immer ein türkischstämmiges und ein deutsches Kind zusammen Tafeldienst machen müssen«, nannte er ein Beispiel für gescheiterte Gutmenschen-Pädagogik. Man müsse auch bedenken, dass jeder Mensch multiple Identitäten hat. »Man hat Identitäten, die unabhängig von Nation und Religion sind«, betonte er.
Und schließlich empfahl Dollase gegen Fremdenfeindlichkeit das, was er bei seinem Vortrag schaffte: Ein positives soziales Klima. »Guter Unterricht und gute Arbeit mildern Fremdenfeindlichkeit«, sagte Dollase und belegt auch diese These mit Zahlen.