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Du bist Präventionsmethode! (31.05.2006)



In einem äußerst kurzweiligen Vortrag befasste sich am Dienstag der Bielefelder Psychologieprofessor Rainer Dollase mit der »Psychologie der Fremdenfeindlichkeit«. Aufgrund der studentischen Zuhörer beim »festival contre le racisme« ging er zudem auf die Frage »Welche Aufklärung brauchen Studierende« ein und zeigte ihnen Handlungsmöglichkeiten gegen Fremdenfeindlichkeit auf.



Von Mario A. Sarcletti

»Man darf bei dem Thema auch ruhig mal humorig reden«, sagte Rainer Dollase am gestrigen Dienstag in seinem Vortrag im Rahmen des »festivals contre le racisme«, als seine Zuhörer wieder einmal in Gelächter ausbrachen. Der stellvertretende Leiter des Instituts für interdisziplinäre Konflikt- und Gewaltforschung befolgte diese Vorgabe. So schaffte er es, seine Botschaft auf unterhaltsame Art und Weise an den Mann beziehungsweise die Frau zu bringen, obwohl das Thema Fremdenfeindlichkeit eigentlich ernst und die Materie schwierig ist.

Den ursprünglichen Titel »Psychologie der Fremdenfeindlichkeit« erweiterte Dollase um den Zusatz »Welche Aufklärung haben Studierende nötig«. Denn seine Zuhörerschaft ist eher fremdenfreundlich eingestellt, wie Dollase anhand einer Studie über verschiedene Berufsgruppen zeigte. Neben Lehrern sind Studierende die Gruppe, die am wenigsten Gefahr läuft, fremdenfeindliche Einstellungen zu haben. Schüler und Arbeiter liegen in dieser Beziehung signifikant, Polizisten leicht über den Durchschnittswerten. »Man muss berufsspezifisch gegen Fremdenfeindlichkeit angehen«, fordert Dollase deshalb.

Er nannte auch noch einen anderen Grund, warum er in dem Vortrag auch Handlungsmöglichkeiten für Studierende in seinem Vortrag ansprach, die er als zukünftige Multiplikatoren sieht, »wenn Sie einen Job finden«. »Das Manko der Forschung liegt darin, dass die Frage >was machst du aus den Erkenntnissen< oft vernachlässigt wird«, sagte Dollase.

Dass die »Fremdenfreundlichkeit« der Intellektuellen relativ ist, machte der Psychologe zu Beginn seines Vortrags klar und belegte auch das mit Zahlen. So lehnen immerhin auch vierzig Prozent der befragten Studierenden es ab, dass ein strenggläubiger Muslim oder Jude in die eigene Familie einheiratet. »Wir sind fremdenfreundlich, aber wenn es darum geht mit dem Kumpel in Urlaub zu fahren, sieht das schon anders aus«, beschrieb Dollase die Grenzen der Freundlichkeit. Auch ersetzten Bildungsdünkel oftmals Fremdenfeindlichkeit, Bildung sei für alle Berufsgruppen der wichtigste Faktor bei der Einschätzung einer Person. Ressentiments gegenüber Hauptschülern können an die Stelle derjeniger gegen Migranten treten.


Kulturalismus ist der Rassismus der Intellektuellen

Dollase nannte vier Punkte, die die Fremdenfreundlichkeit der Intellektuellen gefährden, veranschaulichte sie anhand von Aussagen. »Rassismus ist böse, aber die kulturellen Unterschiede sind ja so groß«, lautet eine. »Der Kulturalismus ist der Rassismus der Intellektuellen«, sagte Dollase und kritisierte interkulturelle Trainingsprogramme, in denen Manager lernen wie »der Chinese« funktioniert. »Da lernt man dann zum Beispiel, dass man türkische Männer nicht anlächeln darf«, beschrieb er die Inhalte solcher Trainings. Besser als ein Training sei, wenn die Menschen in der Interaktion mit möglichen kulturellen Differenzen umgehen würden. »Sie sollten sich abgewöhnen, hinter Menschen Vertreter einer sozialen Kategorie zu sehen«, empfahl er seinen Zuhörern. Einige von denen – nämlich Menschen aus dem Umfeld des AStA – freuten sich diebisch über die Analyse des Wissenschaftlers. Denn er bestätigte sie in ihrer Entscheidung, sich in diesem Jahr trotz massiver Widerstände auch von Gruppen, die sich als »links« begreifen, am festival contre le racisme zu beteiligen und kein Fest der Kulturen wie in den vergangenen Jahren zu veranstalten. Denn bei dem wurden - sicherlich gut gemeint - nationale Stereotype verstärkt.