Webwecker Bielefeld: mission03

Sanfte Mission konnte nicht funktionieren (Teil 3)



Personifiziert wurde der »Brückenschlag zwischen Volksmission und Völkermission« durch zwei aus der Sklaverei befreite afrikanische Kinder, die ein Missionar bei seinem Erholungsurlaub im Jahre 1891 mit nach Bethel brachte: den dreizehnjährigen Ali und die etwa fünf Jahre alte Fatuma. Fatuma wurde unter großer Anteilnahme der gesamten Gemeinde zu Weihnachten 1891 in der Zionskirche auf den Namen Elisabeth getauft. Die Taufe Alis – er bekam den Namen Johannes – folgte im Jahre 1893. Er starb bereits wenige Monate später an »Schwindsucht«, ebenso die kleine Fatuma im Jahre 1895. Selbstkritische Töne seien nicht zu hören gewesen, sagt Schmuhl, auch nicht im Hinblick auf drei weitere afrikanische Kinder, die zeitweilig nach Bethel geholt worden waren und nach ihrer Rückkehr, sozial entwurzelt, in Prostitution und Alkoholismus endeten.

Einerseits die durchaus positive Arbeit der Bethelmissionare vor Ort in Schulen und Krankenstationen, andererseits Paternalismus, Eurozentrimus und erzwungene Christianisierung. Schmuhl kommt zu einem ambivalenten Urteil: »Schwarz-Weiß-Malerei ist fehl am Platze, die Grautöne herrschen vor«. Wichtig sei hervorzuheben, dass die Missionsbewegung eben nicht deckungsgleich mit der Kolonialsierungsbewegung gewesen sei. Fragen finden sich aber noch genug. Auch mit Kritik muss nicht gespart werden, auch wenn Schmuhl dafür plädiert, die Bethelmission aus ihrer Zeit heraus zu verstehen. Da ist es erfreulich, dass Bethel selbst in den vergangenen Jahren begonnen hat, offener und kritischer über die Geschichte des eigenen Missionswerks zu kommunzieren. Ende Oktober wird die Geschichte der Bethel-Mission auch Thema einer Tagung in der Kirchlichen Hochschule in Bethel sein.


Bethel selbst setzt sich inzwischen mit dem Thema Bethel-Mission auseinander: Matthias Benad und Vicco von Bülow (Hrsg.): Bethels Mission (3) Mutterhaus, Mission und Pflege. Beiträge zur Westfälischen Kirchengeschichte Band 25. ISBN 3-7858-0426-1. Dieser Sammelband enthält auch einen Beitrag von Ingo Stucke, der über die Bethel-Mission geforscht hat und inzwischen Ratsherr der SPD ist